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Mexiko zieht uns immer mehr in seinen Bann. Die Vielseitigkeit ist einfach unbeschreiblich und wir sind begeistert wie leicht das Land zu bereisen ist. Es ist leicht mit den Menschen in Kontakt zu kommen und immer wieder schöne Übernachtungsplätze zu finden. Überall gibt es kleine Lädchen, die fast alles bieten, was das Herz begehrt. Alles ist einfach – alles? Nein nicht ganz! Ein „pain in the ass“ sind oft die Straßen. Die Ortsdurchfahrten sind verstopft und eng und die Straßen in den Orten aber auch über Land mit Trillionen Topes gepflastert. Das ist echt NERVIG. Aber sonst ist wirklich nahezu alles prima und wir fühlen uns meist (außer an zu langen Fahrtagen) mehr als wohl. Wir können ganz gut nachvollziehen, warum der ein oder andere Europäer hier hängen bleibt. Das wird uns aber nicht passieren – es gibt einfach noch sooooooo viel zu entdecken auf der ganzen Welt.

Wir verbringen dann noch mal drei sowohl arbeitsreiche als auch entspannte Tage in Santa Elena. Hier bei Charly und Denise anzukommen, fühlt sich schon ein wenig wie Heimkommen an. Wir freuen uns die zwei und natürlich auch Zsolt und Emese mit ihrem Scania wieder zu sehen. Schade ist, dass der Scania noch immer technische Probleme hat, die sie aber sicher bald im Griff haben werden. Außerdem sind noch zwei weitere Pärchen hier, Angelo und Ana mit ihrem Sprinter und Michi und Sani mit ihrem VW Bus. Die Abende sind lang und lustig und besonders Spaß macht uns der letzte Abend an dem wir alle zusammen kochen und einfach eine herrlich lustige und kommunikative Zeit haben. Ansonsten gehen wir unseren „Campingplatz-Routinen“ nach, so wie Wäsche waschen, ausgiebig duschen, Ewald duschen (gut dass sowohl wir als auch Ewald die Salzkruste loswerden), täglich unseren Hausberg bis zum Kreuz erklimmen … 

Und dann ist der Tag der großen Verabschiedungszeremonie gekommen, alle fahren in verschiedene Richtungen ab und wir hoffen, nächstes Jahr wieder bei Denise und Charly aufkreuzen zu können. Wir fahren ganze 120 km bis nach Angahuan. Wieder mal dauert diese Fahrt auf super engen Straßen und über super steile Berge eine gefühlte Ewigkeit. Es kommt uns jedoch gar nicht so schlimm vor, denn wir kommen durch Ortschaften, die scheinbar vor 100 oder mehr Jahren in der Zeit stehen geblieben sind. Alles sehr traditionell und die meist indigenen Einwohner sind uns gegenüber freundlich, jedoch sehr zurückhaltend.

Nachdem wir die Ortsdurchfahrten im Kriechgang und mit teilweise nur wenigen Zentimetern Luft passiert haben, kommen wir an einem sogenannten Touristenzentrum in Angahuan an. Hier darf man für wenig Geld übernachten und es gibt sogar Duschen. Wir erkunden zunächst den traditionellen Ort und fühlen uns wieder mal in der Zeit zurück versetzt. Hier sieht man noch die Kinder mit ihren traditionellen selbst gebauten Spielzeugen auf der Straße spielen. Smartphones haben nur manche Erwachsenen. Wir befinden uns jetzt auf 2.400 m Höhe und freuen uns, dass wir eine ruhige Nacht haben. Wir schlafen auch in der Höhe erstaunlich gut.

Am nächsten Tag wandern wir schon früh los und schon nach einer Dreiviertel Stunde erreichen wir die (mehr oder weniger) berühmte Kirche „Ruinas del Santuario del Senior de los Milagros“. Diese Kirche wurde fast von einem Vulkanausbruch in 1943 verschüttet. Das umliegende Dorf wurde komplett zerstört, doch ist niemand zu Schaden gekommen, da sich das Ganze sehr langsam ereignet hat. Es wird erzählt, dass ein Bauer eines Tages auf seinem Feld war und plötzlich merkte, wie sich langsam unter ihm die Erde erhob. Hier entstand der Vulkan Paricutin, der sich heute 400 m über der ursprünglichen Höhe erhebt. 

Es ist großartig, dass wir die Kirche ganz für uns besichtigen können, außer ein paar Schwalben ist niemand weit und breit zu sehen. In der Nähe sind einige verwaiste Stände und ein recht großer Parkplatz – vielleicht ist an den Wochenenden hier mehr los. Nach der Kirche, wollen wir natürlich auch noch den Paricutin besteigen. Die ersten Kilometer laufen geschmeidig, doch dann erhebt sich ein riesiges Lavafeld vor uns und der Vulkan scheint noch sehr weit weg. So ist es dann auch, wir müssen über 3 km über das Lavafeld gehen/klettern/rutschen, um endlich am Fuße des Vulkans anzukommen. Von da an geht es SEHR steil bergan. Zwei Schritte vor und ein Schritt zurück auf Lavasand und Vulkanasche. Irre anstrengend und leider leider bekommt Sandie trotz fleißigem Singen 26 Meter unterhalb des Kraterrands einen Höhenangst-Anfall. So bleibt sie genau dort sitzen und Karsten geht noch die restlichen Meter hoch. Die Ausblicke sind fantastisch. Und überall kann man den Dampf aus dem Kraterrand und auch an anderen Stellen im Lavafeld aufsteigen sehen. Faszinierend und auch ein wenig respekteinflössend. Der Rückweg über das Lavafeld ist dann recht ermüdend und die Füße sind danach platt. Dennoch war dies eine wunderbare Wanderung, die es zumindest in unsere top 20 schafft.

Nach einer erfrischenden Dusche lernen wir Laurent, einen Franzosen der mittlerweile in Quebec wohnt, kennen. Er ist mit seinem Kombi auf einem längeren Roadtrip durch Mexiko unterwegs. Wir gehen zusammen im Restaurant essen und erzählen ihm von der Wanderung. Laurent hat schon überall auf der Welt gewohnt und ist schon viel gereist und er liebt Vulkane. Wir wollen in Kontakt bleiben und vielleicht trifft man sich ja irgendwo wieder. Das passiert übrigens öfter als so manch einer glauben mag. 

Nach einigen Tagen verlassen wir diesen wunderbaren, in der Zeit stehen gebliebenen und verwunschenen, Ort und machen uns über die recht gute Mautstraße auf den Weg nach Patzcuaro. Patzcuaro ist ein Pueblo Magico und wirklich ganz und gar zauberhaft. Klaus und Susanne kommen auf ihrem Motorrad zu uns in die Stadt und gemeinsam erkunden wir die Stadt. Wir lassen uns treiben, essen und trinken hier und da mal was und genießen die mexikanische Leichtigkeit des Seins. Auf dem Heimweg, kommen wir noch an einem von Frauen betriebenen Stand vorbei. Die dortige Spezialität sind sehr dünne Fladen, die nach dem kurzen fritieren zerkleinert werden und dann mit einem sehr süßen Sirup karamellisiert werden. Sooooooo lecker und die Damen sind einfach reizend. Wir lernen und lachen viel und freuen uns mal wieder über die unglaublichen, herzerwärmenden Begegnungen hier in Mexiko.

Am nächsten Tag wollen wir zu zweit die Insel Janitzio erkunden. Wir marschieren an den See und nach kurzer Suche sitzen wir schon auf einem Boot, welches uns übersetzen wird. Zunächst denken wir, dass gar nicht viele Passagiere dabei sein werden doch schon nach kurzer Zeit, füllt sich das Boot mit weiteren Besuchern, Verkäufern und Musikern. Verhungern ist unmöglich hier, immer und überall gibt es leckere Snacks, Nüsse und Eis und unterhalten wird man auch immer ganz reizend. Die Überfahrt ist so kurzweilig, dass wir gar nicht merken, dass eine ganze Stunde vergangen ist.

Auf der Insel erkunden wir fast alle Treppen und Gassen und besonders begeistert uns die äußerlich nicht so schöne 40 m hohe Statue von José Maria Morelos. Der Anführer der mexikanischen Revolution und somit der Held der mexikanischen Unabhängigkeit wird bis heute verehrt. Wie gesagt, von außen ist die Statue eher plump – aber im Inneren ist das Leben von José und die mexikanische Revolution in Form von gigantischen Malereien dargestellt. Auf engen Treppen und Galerien kann man bis in den ausgesteckten Arm mit der geballten Faust klettern – das ist dann doch mehr als beeindruckend. 

Ansonsten ist die Insel irre touristisch – doch gefällt sie uns sehr gut – auch kulinarisch. Nach einigen Stunden tuckern wir dann wieder mit traditioneller mexikanischer Unterhaltung zurück und freuen uns über den schönen Tag.

Von Patzcuaro aus fahren wir etwa 15 km am See entlang und erkunden die archäologische Stätte Tzintzuntzan. Hier haben von 1250 bis in die 1530er Jahre die Purepecha gelebt. Hier und in der näheren Umgebung sollen bis zu 30.000 gelebt haben. Es ist nur noch wenig vorhanden und auch der sogenannte Windpalast mit den 5 halbrunden Pyramiden ist nur in Teilen wieder aufgebaut. Insgesamt sind wir wenig begeistert, was aber vor allem an der wenigen Information liegt. Wir hätten gerne mehr erfahren und gelernt.

Als nächstes kommen wir nach Morelia (ganz schön viele Städte in letzter Zeit). Wir haben ganz vergessen, dass Wochenende ist und die Stadt ist super voll. Wir brauchen in der Stadt Stunden, um einen Platz für uns zu finden, da auch noch eine Comic-Messe und eine Essens-Messe stattfindet. IRRE. Zum Glück haben wir aber eine ruhige Seitenstraße für Ewald gefunden und somit können wir ein wenig die Stadt erkunden. Morelia ist auch nicht schlecht, besonders am Abend wird die Stadt sehr lebendig und quirlig. Wir lassen uns durch die Straßen treiben und bestaunen eine Prozession von sehr musikalischen Kindern, die hier schon sehr früh an den Umgang mit Musik herangeführt werden.

Nach so viel Stadt fahren wir wieder höher in die Berge und nachdem wir eine fantastische Abkürzung gefunden haben, brauchen wir für die etwa drei Kilometer eine gute halbe Stunde über eine super steile Mountain Bike Strecke. Ewald nimmt alles mit stoischer Ruhe hin und wir kommen, nach ein paar überholten und eingenebelten (sorry!) MTB Fahrern, bei den Thermalquellen „Los Azufres“ an. Wir sind an zahlreichen Schwimmbädern (Balnearios) vorbei gekommen, die alle von heißen Quellen gespeist werden. Auch sieht man ein paar Kraftwerke, die mittels thermalem Dampf Strom erzeugen. Überall in der Gegend ist die Erde sehr aktiv und es kommt an vielen Stellen heißer Dampf aus dem Boden. Unser Balneario besteht nur aus ein paar natürlichen Becken und auch eine heiße Fango Packung kann man sich selbst verabreichen. Glücklicherweise ist kaum was los. Perfekt. Wir lernen am Abend beim Einweichen noch eine reizende mexikanische Familie kennen und freuen uns, dass es mit der Kommunikation immer besser klappt. 

Und dann endlich sind wir unterwegs zu den Schmetterlingen – und wir sind sehr gespannt, ob die Falter überhaupt noch da sein werden. Wir haben es aber wahr gemacht und uns (fast) nicht hetzen lassen. Die Anfahrt zum „Santuario Mariposa Monarca“ ist auch schon wieder lustig. Wenn du schon glaubst es kann nicht steiler und enger werden, kommst du durch den Ort Mineral de Angangueo UND es wird natürlich noch enger und steiler. Hier kommen wohl an den Wochenenden auch Reisebusse durch, doch heute ist Montag und somit müssen wir das zum Glück nicht erleben. Nach dem Ort muss Ewald bis auf 3.200 m hoch klettern. An den steilsten Stellen sind dann auch noch Geschwindigkeits-Schwellen (Topes) gebaut. Sehr lustig – wenn man sowieso nur mit 10-15 km/h unterwegs ist.

In der ersten Nacht sind wir erstaunt, dass wir doch ganz gut in der Höhe schlafen können. Das Klima ist auf jeden Fall sehr angenehm mit tagsüber etwas über 20 Grad und Nachts um den Gefrierpunkt. Wir gehen schon früh morgens mit einem jungen Mädchen (wir glauben sie ist noch in der Lehre) 3 km und noch mal 200 m höher zu den Schmetterlingen. Und JA! Sie sind noch da! Wir sind sehr ergriffen und überwältigt. So viele Monarchfalter erleben zu dürfen ist schon einzigartig. Leider bekommen wir von unserer Leiterin so gut wie keine Information – doch das trübt unsere Laune nicht im geringsten.

Am nächsten Tag, gehen wir noch einmal mit Susanne und Klaus zu den Schmetterlingen. Diesmal ist Nico unser Guide. Nico ist viel besser informiert und wir lernen viel. Auf den Bergspitzen zwischen Morelia und Toluca geben sich die Falter jedes Jahr ein einzigartiges Stelldichein. Die alljährliche Wanderung beginnt etwa 4.500 km entfernt im Norden der USA und im Süden von Kanada und dauert etwa 1,5 Monate. Millionen von Monarchen erreichen nach dieser beschwerlichen Reise mit Tagesetappen zwischen 70 und 300 km (das schaffen wir kaum) Anfang November ihr Überwinterungsquartier. Sie kommen meist um den 2. November, den Tag der Toten, hier in Mexiko an. So glauben noch heute viele daran, dass mit den Faltern die Seelen der Verstorbenen zurück kommen. Hier in den Kiefernwäldern des Chincua Gebirges hängen sich die Monarchen in dichten Trauben an die Äste, um sich gegenseitig von der Kälte  und dem Wind zu schützen und halten erst mal etwa 2 Monate Winterschlaf – wir würden es Erholungsschlaf nennen. Wenn es dann im Januar und Februar tagsüber wieder wärmer wird, fangen die Falter an, sich zu paaren, wobei das Männchen (die Machos) nach zweimaliger Paarung stirbt. Im März begeben sich die trächtigen Weibchen (die Hembras) auf den tausende Kilometer weiten Rückweg und deponieren auf diesem Weg ihre Eier in Etappen. So werden sie immer leichter und an ihrem Zielort legen sie noch die letzten Eier ab. Wir sind unglaublich beeindruckt von diesem schwarz-orangen Naturspektakel.

hier ein kleines Video mit den Schmetterlingen – here a small video with the butterflies

Wir bleiben insgesamt 5 Tage auf unserem wunderschönen Platz oben in den Bergen und genießen die Ruhe und unsere täglichen frisch gepressten O-Säfte und leckeres Gebäck. Auch gehen wir wandern und sogar laufen. Ist schon recht brutal in der Höhe, zumal es auch immer steil bergauf oder bergab geht. Aber es geht – da können wir uns schon mal auf die Anden freuen, wo wir dann noch höher laufen werden.

Dann ist leider die Zeit gekommen uns von dem magischen Ort zu verabschieden und wir nehmen uns unglaubliche 120 km vor. Nach dem wir erst mal aus den Bergen etwas runter gekrabbelt sind laufen die nächsten 60 km über eine Mautstraße ganz prima. Doch leider sind die folgenden Kilometer einfach nur noch ein „pain in the ass“. Heute haben wir maximal viele Topes, manchmal ist Ewald mit der Vorderachse schon auf einer Schwelle und die Hinterachse ist noch auf der vorhergehenden. Das kann dann doch sehr anstrengend werden und Karsten ist heute als Beifahrer maximal genervt.

Wir werden jedoch mehr als entschädigt, denn wir stellen uns in der Nähe von Jilotepec de Molina Enriquez zu Raul auf seinem kleinen Campground „La Burbuja“ genannt. Auf diesem kleinen und sehr schiefen Paradies fühlen wir uns tooooootaaaaaaal wohl. Es ist eigentlich ein Camp für Kletterer und somit sind ausschließlich junge Leute hier – und das ist so herrlich erfrischend. Wir bleiben einige Tage hier und genießen es einfach. Bei unseren Wanderungen und Läufen werden wir von den ansässigen Hunden begleitet und am Sonntag lädt Raul uns und vier andere Camper zum Familienfest ein. Wir werden mit super leckerem Essen verwöhnt, bekommen die komplette Farm und alle Tiere gezeigt und am Abend gehören wir schon zu dieser wundervollen Familie. „Mi casa es su casa“ bekommen wir von allen gesagt – und das kommt vom Herzen. Ein intensives und wunderschönes Erlebnis. Wir werden auf jeden Fall wieder hierher zurück kommen.

Für die nächsten 35 km brauchen wir dann geschmeidige 1,5 Stunden, einfach weil wir wieder durch einige enge Orte müssen. Umgehungsstraßen oder gradlinige Durchfahrtsstraßen existieren hier so gut wie keine. Es ist wie es ist. Man darf sich einfach nicht so weite Strecken vornehmen – also von jetzt an DEUTLICH unter 100 km – und dann ist es erträglich (also so einigermassen). Wir stellen uns in Tula direkt an die archäologische Ausgrabungsstätte und dort dürfen wir auch die Nacht stehen – ist echt immer einfach hier in Mexiko.

Hier bei Tula war im 10. bis zum 12. Jahrhundert das kulturelle Zentrum der Tolteken. Zehntausende haben hier gewohnt und sie folgten als Großmacht den Teotihuacans und wurden von den Tenochtitlans abgelöst. So ganz langsam bekommen wir einen groben Überblick über die mesoamerikanischen Hochkulturen. Wir sind auf jeden Fall ziemlich begeistert von dieser Stätte, wir fühlen uns gut informiert und es gibt noch einige Bauten auf dem riesigen Gelände zu bewundern. Besonders imposant finden wir die 4 Atlanteans auf der großen Quetzalcoatl Pyramide. Diese Säulen in Form von Tolteken Krieger waren die Stütze eines Daches und hier haben religiöse, kulturelle und politische Zeremonien stattgefunden. Auch heute noch pilgern allerlei Menschen hier her, um den magischen Ort zu genießen.

Es ist Zeit sich mal wieder einzuweichen und somit lautet unser nächstes Ziel Grutas Tolantongo. Wir haben gelesen, dass dies DER Sehnsuchtsort der meisten Mexikaner ist und dass jeder diesen Ort einmal im Leben besucht haben will. Solche Informationen schrecken uns ja eher ab, da wir einfach ein wenig Angst vor zu vielen Menschen haben. Aber wie könnten wir nicht, zu diesen berühmten heißen Wassern fahren wollen. 

Wir vermeiden das Wochenende und erreichen die Grutas (nach 120 km und über 5 Stunden) an einem Dienstag. Es ist schon später Nachmittag und somit erkunden wir nur ein wenig die Gegend UND sind positiv beeindruckt. Der milchblaue sehr warme Fluß lädt direkt zum Baden ein, dem wir natürlich auch nachgeben müssen. Am nächsten und übernächsten Tag erkunden wir das große Areal und weichen uns Stundenlang in den verschiedenen Becken ein. Wir schätzen, dass es über 50 Becken gibt, die zum Teil wie Schwalbennester an den Berg „getackert“ sind. Wir freuen uns, immer wieder Becken ganz für uns alleine zu finden. Ganz besonders ist auch der „Tunnel“ unter einem heißen Wasserfall. In dieser natürlichen Höhle läuft man ganz im Dunkeln und das heiße Wasser kommt mit Druck überall aus den Wänden und der Höhlendecke. Total irre!

Nach ein paar Tagen – es geht auf das Wochenende zu und wir fürchten uns vor den bevorstehenden Menschenmassen – verlassen wir dieses (kommerzielle) Paradies und fahren tatsächlich nur 50 Kilometer. Eine Wohltat. Wir finden einen wunderbaren und unglaublich ruhigen Platz im Gran Canon, der ist zwar nicht wirklich Gran aber schon sehr schön. Wir bleiben hier ein paar Tage, um noch einmal ein wenig Ruhe zu genießen ehe es in den Großraum von Mexico City geht. Wir erkunden die Umgebung zu Fuß, würden auch gerne mal in den Fluß springen – der wirkt schon sehr einladend. Aber wir wissen ja, dass leider die meisten Ortschaften ihre Abwässer komplett unbehandelt in ALLE Fließgewässer einleiten, da hüpfen wir doch lieber nur in unmittelbarer Nähe zu den Quellen rein.

Auf Mautstraßen fahren wir nach Teotihuacan und diese 120 km laufen ganz geschmeidig, bis auf eine Baustelle, die uns mehr als eine Stunde „kostet“. Die Fahrt ist jedoch bis auf circa 40 Topes sehr geschmeidig und entspannt. Wir stellen uns mitten in die Stadt, dort ist ein kleiner Campground/Abstellplatz, der liegt strategisch wunderbar. Hier können wir Ewald auch für die Zeit in Mexico City stehen lassen. Der einzige Nachteil – es ist laut! Also Tag und Nacht, wir würden sogar sagen, dass es nachts lauter ist als tagsüber. Ohne Ohrstöpsel ist hier an keine Minute Schlaf zu denken. In der Nähe ist eine Kaserne, wo 24 Stunden Bomben detonieren, die Kneipen überbieten sich gegenseitig mit ihrer Musik, die Hunde bellen (aber nur nachts) und die Autos und Busse fahren auch 24 Stunden am Tag. Aber sonst ist wirklich ALLES gut. Und auch wenn es nicht so klingt, wir finden das Pueblo Magico Teotihuacan ganz reizend und sympatisch.

Am Sonntag schauen wir uns schon mal die Situation rund um die Sonnen-Pyramide an. Zum Glück haben wir Zeit! Denn an einem Sonntag würden wir niemanden empfehlen, hier hin zu kommen. Die Zufahrtsstraßen sind total mit Bussen verstopft und es sind unfassbar viele Menschen unterwegs. Wir wissen aber nicht wirklich, ob die Besucher alle wegen den Pyramiden oder wegen der unendlich vielen Ess- und Trinkständen da sind.

Wir gehen Montags morgens gleich als erstes zu der antiken Stätte. Es ist sehr wenig los und anfänglich können wir sogar Bilder ohne andere Menschen drauf machen. Großartig. Doch noch großartiger ist DIE Anlage. Wir sind überwältigt. Erste menschliche Siedlungen sind etwa 500 v.C. entstanden und ab 250 v.C. entwickelte sich eine Stadt. Ab 200 v.C. begann der Bau wesentlicher Monumente. Die Sonnenpyramide entstand etwa 100 n.C. und etwa ein Jahrhundert später entstand die Mondpyramide. In dieser Zeit war die Stadt 20 qkm groß und zahlreiche  Tempelanlagen standen links und rechts der schnurgeraden Hauptstraße „Straße der Toten“, die wiederum die Mondpyramide mit den großen Handwerks- und Wohnvierteln verband. Städteplaner (!) haben die ganze Stadt als Schachbrettmuster entworfen. Die wirtschaftliche Quelle der Macht war der Abbau und Handel mit Obsidian und 400 n.C. erreichte die Stadt mit 175.000 Einwohnern ihren Zenith (manche Quellen sprechen von 150.000 und andere von 200.000, daher die goldene Mitte). Die Sonnenpyramide gilt als zweitgrößtes Bauwerk der vorspanischen Ära und ist mit ihren 225 m Kantenlänge und 63 m Höhe die drittgrößte Pyramide der Welt. 

Es ist nicht genau bekannt welche Völker hier in den den vielen Jahrhunderten gelebt haben. Ab dem 7. Jahrhundert begann der Abstieg dieser einst so mächtigen religiösen und Handelsmacht. Im 15. Jahrhundert finden die Mexicans (Azteken) die Stadt komplett verlassen vor. Sie sind sehr beeindruckt von der riesigen Stadt und sie gehen davon aus, dass Götter und Riesen die Stadt erbaut haben müssen. Sie geben der Stadt auch den Namen Teotihuacan, der die Bedeutung „Der Ort, wo man zu einem Gott wird“ hat. 

Am Abend gehen wir nochmal ins Städtchen zum Eisessen und essen all unsere frischen Lebensmittel auf. Das (also vermutlich das Eis) stellt sich dann später als folgenschwerer Fehler heraus – später mehr dazu. Gut ausgeruht fahren wir am nächsten Mittag mit Uber in die Mega City, die Fahrt ist über 50 km lang, dauert eine gute Stunde und kostet einschließlich Tipp unter 20 Euro. Wir haben uns in einem kleinen Boutiquehotel am Bosque de Chapultepec Park eingebucht und freuen uns, das wir im obersten Stockwerk in einer riesigen Suite untergebracht werden (Upgrade). Am gleichen Tag erkunden wir schon mal ein wenig den Park und machen eine Laufrunde aus. Dann laufen wir ein wenig durch den Polanco Bezirk und finden eine sehr leckere Cantina.

In der Nacht erwischt uns dann Montezumas Rache. Und das nach fast drei Monaten ohne jegliche Probleme in diesem herrlichen Land. Wir dachten schon, dass wir immun wären. Es muss, denken wir, das Eis gewesen sein – zumal wir seit dem beide keinerlei Lust auf Eis verspüren. Das ist tragisch. 

Am nächsten Tag geht es uns beiden gar nicht so schlecht und nach unserem vorzüglichen Frühstück auf der Dachterrasse erkunden wir die quirlige Altstadt um den Zocalo de la Ciudad, den Mittelpunkt der Stadt mit dem Nationalpalast, der Kathedrale und einem der weltgrößten zentralen Platz. Wir lassen uns einfach treiben, trinken hier und da Kaffee und Säfte und erleben einen schönen Tag. Diese MEGA CITY liegt auf 2.400 m Höhe und es sollen zwischen 23 und 25 Millionen Menschen hier leben. Die Stadt wurde auf einem See gebaut und sinkt pro Jahr um 15-20 cm. Die unglaubliche Kluft zwischen Reich und Arm und zwischen der Moderne und den Traditionen sind fast nicht zu begreifen. Wir sind schier überwältigt von den vielen Eindrücken und die MENSCHENMASSEN erdrücken uns fast. Gerade wenn dann noch die üblen Gerüche aus den Abwassersystemen unsere Nasen erreichen, müssen wir uns immer wieder positiv konditionieren. Das hängt natürlich aber auch mit unserer nicht ganz so perfekten körperlichen Verfassung zusammen. Erwähnen möchten wir aber auch noch, wie grün diese Stadt ist. Neben den zahlreichen Parks sind überall riesige Bäume und Palmen zu sehen und wir haben das Glück das gerade die zahlreichen Jacaranda Bäume in voller lila Pracht blühen.

Etwas geschwächt besuchen wir (im Schneckentempo) das Anthropologische Museum. Dieses Museum ist ein MUSS für jeden Mexico City Besucher. Und es hat uns sehr begeistert und wirklich gut über die zahlreichen vor spanischen Hochkulturen informiert. Begeistert sind wir vor allem von den Handwerkskünsten dieser Völker. Während die Germanen in Europa noch Keulen schwingend durch die Wälder gelaufen sind und einfach nur überleben wollten, wurden hier schon die schönsten Bildhauereien und Keramiken sowohl in monumentalen Ausmaßen als auch in feinen Miniaturformen geschaffen. Und das, obwohl der Kontinent ja erst 1492 entdeckt wurde – HA!

Unseren absoluten Lieblingstag verbringen wir im ältesten Bezirk von CDMX (Ciudad de Mexico). Hier in Coyoacan ist alles ein wenig ruhiger und beschaulicher. Die unglaublich grünen Straßen werden von kleinen, farbenfrohen Häusern gesäumt und alles steht noch scheinbar unter dem Einfluss der sehr verehrten, ehemaligen Bewohnerin, Frieda Kahlo. Leider konnten wir keine Tickets für das Frieda Kahlo Museum, welches in ihrem ehemaligen Wohnhaus untergebracht ist, ergattern. Doch ist ihr Geist in diesem Stadtbezirk überall zu spüren. Wir verleben einen wundervollen Tag, wir lassen uns treiben und kulinarisch verwöhnen und ja, uns geht es beiden wieder richtig gut.

Ganze vier Nächte haben wir in der Stadt verbracht. Das mag manchen zu wenig erscheinen, doch für uns war es genau richtig und wir sind froh, dass wir die Stadt ein wenig erlebt haben. Viel mehr Stadt können wir dann doch nicht am Stück ertragen und wir freuen uns schon sehr, wieder in die Natur zu kommen und die Ruhe zu genießen.

Wir werden in den nächsten Tagen in die Richtung der Vulkane Popocatepetl und Iztaccihuatl fahren. Diese sind beide über 5.500 m hoch und der zweit- und dritthöchste Berg in Mexico. Diese Höhe jagt uns gehörigen Respekt ein und daher werden wir uns erst mal langsam an die 4.000 m Höhe herantasten. Das wird für uns drei (einschließlich Ewald) ein neuer Höhenrekord werden. Wir sind gespannt wie wir alle die Höhe wegstecken werden und halten Euch natürlich wie immer auf dem Laufenden.

Bleibt glücklich, gesund und gelassen.

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