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Wir sind wieder zurück bei Ewald und damit auch wieder in unserer gewohnten Routine. Diese sieht derzeit folgendermaßen aus: relativ früh aufstehen, laufen gehen, im Idealfall in ein Becken von heißen Quellen springen und einweichen, ausgiebig frühstücken, ein wenig spanisch lernen, zwischen 160 und 230 km fahren, neuen Übernachtungsplatz finden (im Idealfall in der Nähe einer heißen Quelle), Kaffee und Kuchen genießen, Gegend erkunden, ein wenig Orga, kochen, essen und dann gemütlich den Tag ausklingen lassen. Klingt vielleicht für den einen oder anderen langweilig – für uns sind das jedoch quasi perfekte Tage. Noch besser wäre es natürlich, nicht jeden Tag zu fahren, es zieht uns jedoch mit aller Macht in den Süden. Nach teilweise empfindlich kalten Nächten mit bis zu -8° C ist insbesondere Ewald so ganz und gar nicht willig. So müssen wir manchmal minutenlang orgeln, bis er endlich anspringt. Und auch wenn uns die Sonne fast jeden Tag mit 7-9 Sonnenstunden verwöhnt, ist es uns aber auch meist einfach zu kalt draußen, um uns längere Zeit im Freien aufzuhalten (außer in den heißen Quellen natürlich). Unser Plan ist es, den größten Teil von Dezember in Arizona zu verbringen, einige Arbeiten an Ewald durchzuführen, uns mit unseren lieben Freunden Michaela und Peter zu treffen und dann Anfang Januar nach Mexiko zu fahren. Doch jetzt greifen wir schon wieder viel zu weit vor…

Die ersten 2 Wochen im November sind schneller als im Flug vergangen. Wir haben noch versucht, möglichst viel mit Freunden und Familie zu unternehmen, noch einige Sachen für Ewald bestellt und organisiert und schwups hat uns Tom schon wieder zum Flughafen gebracht. Wir haben die Zeit mit unseren Lieben sehr genossen, auch wenn es diesmal relativ kurz war. Das nächste mal wird es definitiv länger – versprochen.

Der Flug war entspannt, die Einreise in 2 Minuten erledigt und die erste Nacht verbringen wir, da wir erst spät abends ankommen, in einem Flughafen Hotel in Portland. Am nächsten Tag fahren wir mit einem Mietwagen zu „unserer“ Käsefarm und freuen uns, Ewald wieder zu sehen. Leider sind Cher und John zur Zeit nicht da, da sie den Winter lieber im warmen Arizona verbringen. So haben wir die Farm für uns und wir können alles inklusive Johns Auto nutzen. Ist das nicht unglaublich? Einfach großartig! Ewald gibt erst mal keinen mucks von sich, denn leider – und das ist uns schon lange nicht mehr passiert – sind die Starterbatterien leer. Zum Glück sind jedoch unsere „Hausbatterien“ voll und Kasi kann uns selbst brücken und dann springt der Kleine auch ordentlich an. Das mussten wir zuletzt im November 2016 machen. Da haben unsere alten Batterien nach einer kalten Nacht in der Nähe von Heidelberg aufgegeben. Wir können uns so gut daran erinnern, da wir erfahren mussten , dass der A… Trump an diesem Tag zum Präsidenten gewählt wurde. Ein rabenschwarzer Tag – aber wir schweifen schon wieder ab. Das nächste Problem ist, dass auch unsere Wasserpumpe im Aufbau den Geist aufgegeben hat. Doch zum Glück, haben wir in unseren 60 kg Gepäck von zu Hause auch eine Wasserpumpe dabei. 

So verbringen wir die nächsten 2 Tage damit, das Gepäck zu verstauen, die Pumpe zu tauschen, die Räder wuchten und rotieren zu lassen, eine Verschattung unserer Dachluke zu tauschen … und schon sind wir wieder unterwegs. Zum Glück ist noch Leben in den Starterbatterien gewesen und somit haben wir sie nicht tauschen müssen. Sie werden in den nächsten Tagen einiges leisten müssen und jeder Startvorgang stellt eine harte Probe an die Batterien und unsere Nerven dar. Wir haben aber zum Glück noch so einige Tricks auf Lager, so hat Kasi vor einigen Jahren, als wir im Hafen von Venedig standen und es nachts -20° C war, einen Grill unter den Motor aufgebaut und nach einer Stunde war Ewald dann gewillt anzuspringen und uns an Bord der Fähre zu bringen. Das war diesmal noch nicht nötig – zum Glück.

Wir fahren eine uns bekannte Strecke zunächst meist Richtung Osten und übernachten am Glass Butte. Nach einer bitterkalten Nacht, zum Glück funktioniert unsere Heizung wirklich gut, fahren wir am nächsten Tag zu den Crystal Crane Hot Springs. Das ist bereits unser dritter Besuch hier, aber was gibt es besseres als bei den Temperaturen in die heißen Becken zu steigen?

Wir fahren immer weiter in den Süden und nach 2 weiteren Übernachtungen einfach entlang der Strecke, immer auf BLM (öffentlichem) Land, fahren wir über Austin, einer alten und fast verlassenen Minenstadt zu den Spencer Hot Springs, mitten in Nevada, auf 1.750 m Höhe. Hier treffen wir uns mit Margot und Kurt aus Ruhpolding. Sie sind unsere lebende Bibel für Hot Springs. Sie waren in den letzten 30 Jahren insgesamt 8 Jahre hier im Westen unterwegs und kennen sich hervorragend aus. Kennengelernt haben wir die zwei vor einem Jahr in Tecopa, natürlich auch in Hot Springs. Seit dem stehen wir in Kontakt und wie schön, dass wir uns an diesem ganz und gar zauberhaften Ort wieder treffen. Es ist mal relativ mild und wir genießen es uns stundenlang einzuweichen. Am Abend machen wir uns Pizza und verleben einen lustigen Abend im Ewald. 

Wir befinden uns in der „Thanksgiving Woche“ und wir hatten ursprünglich befürchtet, dass es deswegen überall an heißen Quellen überfüllt sein würde. Doch zum Glück ist das Gegenteil der Fall und wir sind überall meist für uns allein. Die meisten Menschen verbringen diesen Feiertag im Kreise der Familie. Großartig.

Nach unserem morgendlichen Bad, Frühstück und herzlicher Verabschiedung fahren wir gute 230 km weiter zu den nächsten heißen Quellen. Auch die Alkali Springs mit dem schön gemauerten Becken haben wir wieder für uns. Wir waren schon mehrfach hier und haben es noch nie alleine erlebt. Wir besuchen noch die Oper, in Form eines verlassenen Trafohäuschens und bewundern die fantasievollen und herrlich bunten Grafitis. Wir beobachten die wilden Pferde und Esel und freuen uns über einen perfekten Tag mit zwei verschiedenen heißen Bädern.

Am nächsten Morgen ist Randy, der inoffizielle Care Keeper der heißen Quelle da. Wir haben ihn schon öfter gesehen, doch diesmal haben wir die Gelegenheit länger mit ihm zu sprechen. Er macht etwa 3 mal die Woche hier alles sauber und kümmert sich wirklich fantastisch um den Erhalt dieses kleinen Paradieses. Er lädt uns noch zu sich nach Goldfield ein. Es soll jedoch wieder bitter kalt werden, da wir uns die ganze Zeit zwischen 1.500 m und 2.000m Höhe bewegen, verschieben wir das Ganze auf Irgendwann. Während unseres Vollbades beobachten wir wieder viele Esel, die zum Trinken an den kleinen See in unmittelbarer Nähe kommen. Leider haben wir die Kamera nicht dabei …

Der nächste Halt ist bei den Big Dunes. Bei diesen beindruckenden Sanddünen waren wir schon letztes Jahr. Da waren wir hier fast ganz allein – doch jetzt wissen wir endlich, wo alle anderen Camper sind: HIER! Es sind bestimmt 200 andere Wohnmobile und Wohnwägen an den Dünen geparkt und alle – also echt ALLE – fahren mit ihren ATVs auf den Dünen herum. Wir stellen uns maximal weit weg, zum Glück gibt es hier überall so viel Gegend, und bekommen von dem ganzen Trubel nichts mit. Wir laufen nur mal in die Nähe, um uns das Spektakel anzuschauen. Der Krach mit all den Motoren und Generatoren lässt uns aber schnell wieder zu Ewald fliehen. Wir stehen sehr schön ruhig. Wir befinden uns nun nur noch auf 800 m Höhe und etwa auf der nördlichen Breite von Süd-Spanien. Es ist plötzlich viel milder. Herrlich!

Die nächsten Tage werden wir in Tecopa in der Nähe von Las Vegas verbringen, um uns mal kurz vom vielen Fahren zu erholen, ehe wir nach Arizona rüber fahren. Natürlich nicht ohne dort ausgiebig in den Badehäusern zu weichen. Wir saugen momentan ALLES in uns auf. Vor allem die Einsamkeit und die Weite. Die Landschaft ist einfach atemberaubend. Wir erwarten in Mexiko ebensolche Landschaften erleben zu dürfen, jedoch wurden wir schon von Freunden darauf hingewiesen, dass wir dort nicht mehr so leicht frei stehen können. Oft werden wir wohl auf Campingplätzen und bei Restaurants usw. stehen (müssen). Wir werden uns also umstellen müssen – aber ist das nicht auch ein Teil des Reisens? Sich immer wieder auf neue Situationen einzustellen müssen und wollen? Wir freuen uns darauf – auch wenn uns der Abschied aus Nordamerika sicherlich schwer fallen wird. Aber wir haben ja noch mehr als einen Monat hier – und wir werden jede Sekunde genießen. Wir halten Euch auf dem Laufenden. Und bis dahin … 

bleibt glücklich, gesund und gelassen.

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