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Der Mai ist heiß. Also so richtig heiß und schwül. Zum Glück lässt es sich jedoch am Meer, insbesondere am Pazifik, ganz gut aushalten. Besonders wenn der Wind weht sind auch 35 Grad und mehr noch auszuhalten. Und es tut natürlich auch gut, jederzeit in das kühlende Wasser springen zu können (HA! 29 Grad hat es, also genau richtig für uns Warmduscher). Doch es wird noch heißer, die 35 Grad waren nur ein kleiner Vorgeschmack. Wir hatten dann auch mal 42 Grad bei einer 90 prozentigen Luftfeuchtigkeit. Da gab es dann auch keine Brisen mehr bzw. die Brisen haben nicht wirklich geholfen. Nie und nimmer hätten wir gedacht, dass uns unsere portable Klimaanlage mal so ans Herz wächst. Sie musste in der zweiten Hälfte des Monats sehr viel leisten und sie hat uns gut durch die Hitzewelle geholfen. Die Hitzewelle ist krass, die Affen fallen tot aus den Bäumen, das Nutzvieh stirbt und alle sagen, dass es einfach zu heiß ist. Wir fragen uns, wo das noch hinführen soll …

Im Endeffekt sind wir ganze 2 Wochen in und um Oaxaca geblieben. Wir hätten uns sogar vorstellen können, noch länger zu bleiben. Das Klima, ganz besonders Nachts, ist sehr angenehm und die ganze Gegend einfach großartig. Wir genießen es, jeden Tag mit dem Fahrrad einen anderen Ort zu erkunden. So fahren wir an einem Sonntag über kleine Nebenstrecken, meist einfache Feldwege, Richtung Tlacolula. Hier soll ein sehr traditioneller und nicht touristischer Markt stattfinden. Wir kommen gut voran, doch dann bleiben wir komplett mit unseren Rädern in der Matsche stecken. Es scheint, dass es hier gestern Nacht geregnet hat. Tückisch ist, dass wir den Matsch erst gar nicht so richtig sehen, da es oben drauf schon wieder trocken ist. Doch „wir brechen ein“ und kommen echt keinen Zentimeter mehr voran. Der Matsch ist so klebrig, dass sich einfach NIX mehr dreht. Wir müssen 2-3 Kilometer schieben und dann schaffen wir es endlich auf eine befestigte Straße und kommen glücklich in Tlacolula an. Schon nach wenigen Minuten merken wir, dass es die Mühe hierher mehr als wert war. Das ist mit Abstand unser bisheriger absoluter Lieblings-Markt. Wir sehen sehr viele traditionelle Einheimische, gekleidet in wunderschöne farbige Trachten, die teilweise nur ein paar Blätter Grünes anbieten, alle Arten von Essen und Handwerkskunst kann erstanden werden aber auch Truthähne und natürlich frittierte Schweineschwarten und Heuschrecken. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich, Kinder tanzen, überall spielt Musik und wir genießen es einfach, wieder im Hier und Jetzt zu sein. Zum Ende hin werden wir noch Zeugen eines Umzuges anläßlich einer Kindstaufe. Herrlich – 2 Musikkapellen und eine stolze Familie.

Die nächsten 2 Tage fühlt sich Sandie ziemlich schlapp und wir fragen uns, ob das wohl an den zahlreichen Ameisenbissen liegt. Beim Festfahren im Matsch, ist sie ziemlich von diesen großen roten Ameisen „angefallen“ worden. Wir nutzen die Tage um noch unseren Starlink auf 12 Volt umzubauen. Der Umbau wirkt sich äussert positiv auf unseren Stromverbrauch aus. Das ist sehr entspannend, denn wir benötigen momentan auch einige Energie für unsere kleine Klimaanlage.

Am letzten Abend in Santa Ana del Tule besuchen wir noch das alljährliche Dorffest. Das wurde ja bereits seit einer Woche mit lautem Geballer (Tag und Nacht) angekündigt. Die Fiesta ist der Knaller, von den einheimischen Damen werden Süssigkeiten, Mangos und Plastikwaren in die Zuschauermenge geworfen, es wird getanzt und die Stimmung ist einfach herrlich. 

Wir verabschieden uns nach einer Woche von dem schönen Camp „Oaxaca View“ und unseren lieben Gastgebern Sabine und Stefan und fahren knapp 60 km zum Hierve el Agua bei San Lorenzo Albarradas und Roaguia. Es sind noch einige Tagesbesucher da und wir springen direkt mal in das erfrischende 25 grädige Mineralwasser. Um 17 Uhr leert es sich schlagartig und wir sind ganz alleine. Wie schön! Am nächsten Tag stehen wir schon früh auf, um im Sonnenaufgang ein paar Bilder zu machen und die Gegend ein wenig zu erkunden. Außer uns, sind um diese Zeit nur ein paar Geier unterwegs. Die verschiedenen Wasserbecken werden von natürlichen mineralischem Quellen gespeist. Wir sehen überall winzig kleine sprudelnde Quellen, haben jedoch das Gefühl, dass das bald versiegen könnte. Früher hat es wohl viel mehr Wasser gegeben und es wurden noch weitere Becken gespeist, die sind heute jedoch leer. Mal schauen wie lange es diese natürliche Attraktion noch gibt.

Wir verlassen Hierve el Agua über eine sehr lustige Pass „Straße“ über Xaaga und nehmen dann noch eine „Abkürzung“. Zum Glück begegnet uns nur ein Mann mit 2 Mulis und wir brauchen für die knapp 90 km etwa 5-6 Stunden. Nach einer Zwischenübernachtung in dem winzigen goldigen Örtchen San José Llano Grande erreichen wir San José del Pacifico. Wir sind nun definitiv in der Mescal Gegend unterwegs, denn wir sehen zahlreiche traditionelle Mescal-Hersteller auf dem Weg.

Wir freuen uns wieder in den Bergen auf 2.500 m zu sein. Die Luft ist herrlich frisch und wir finden mitten im Ort einen perfekten Platz bei Alexandro. Ewald passt haarscharf, er hätte für die Ortsdurchfahrt weder länger noch breiter sein dürfen. Zum Glück ist er so zierlich.

Wir merken sofort, dass der Ort besonders ist. Bekannt ist die Gegend für seine psychedelischen Magic Mushrooms. Die Saison für diese besonderen Pilze fängt jedoch erst im Juli an. Dann pilgern wohl zahlreiche Backpacker aus der ganzen Welt hierher und lassen es sich in den umliegenden Wäldern gutgehen. Momentan ist also noch keine Saison und der Ort mit ein paar Touris (am zweiten Tag kennen wir quasi schon alle) alles andere als überlaufen. Wir erkunden zu Fuß die Sierra Madre del Sur und gehen unter anderem super lecker Pizza essen. Sollte es euch mal hierher verschlagen, müsst ihr unbedingt zu Alma Zen Pizza essen gehen.

Dann wird der Ort auf einmal mit tausenden Menschen förmlich überschwemmt. Wir wissen erst gar nicht so richtig was los ist. Es ist eine Flüchtlingskarawane, bestehend aus 8.000 Menschen, die zu Fuß aus Kolumbien, Ecuador, Nicaragua, Guatemala etc., zum Teil seit Monaten, auf dem Weg in die Vereinigten Staaten sind. Die Einwohner der Gemeinde haben für alle Essen organisiert und sie dürfen hier in der offenen „Turnhalle“ den Tag und die Nacht verbringen. Unser Host Alexandro stellt seine Dusche zur Verfügung und so ist den ganzen Tag über ein Kommen und Gehen. Die Stimmung ist friedlich und wir unterhalten uns mit einigen jungen Menschen. Sie sind offen und neugierig und erzählen uns von ihren Hoffnungen. Uns fällt auf, wie positiv viele sind und wir hoffen, dass sich ihre Hoffnungen verwirklichen. Wir sind sehr berührt von den Begegnungen. Am nächsten Tag ist dann die ganze Heerschar weg und wir können uns gar nicht vorstellen, welche Strapazen die zumeist Kinder, Jugendlichen und Frauen (auch schwangere) auf sich nehmen, um ein besseres Leben zu haben. Wieder mal, sagen wir uns, was für ein unsägliches Glück wir haben, am richtigen Ort und zur richtigen Zeit geboren zu sein. Das vergessen manche Menschen und Politiker leider manchmal.

Wir haben die Idee, am nächsten Morgen schon früh, vor dem Frühstück, in den nächsten Ort zu wandern. Nach guten 9 km kommen wir in San Mateo Rio Hondo an und freuen uns auf ein leckeres Frühstück. Doch dann müssen wir zu unserem größten Bedauern feststellen, dass ALLES geschlossen ist. Uns war gar nicht bewusst, dass auch in Mexiko scheinbar Montags ein geläufiger Ruhetag ist. Zum Glück finden wir auf dem Dorfplatz ein TukTuk und er bringt uns auf einer teilweise (bergab) rasanten Fahrt zurück nach San José. Bergauf, es ist echt tierisch steil, geht es weniger rasant und einmal müssen wir sogar aussteigen und schieben. Auch schon wieder ein lustiges Erlebnis. 

Und dann haben wir ein ganz besonderes Erlebnis. Wir nehmen an einer Temazcal Zeremonie teil. Temazcal ist ein uraltes schamanisches Ritual, das von alten Zivilisationen in Mittel- und Nordamerika praktiziert wird, einschliesslich der Maya, Azteken und Tolteken. Es wird von einem ‚Schamanen‘ namens Temazcalero geführt, der uns während der gesamten Erfahrung begleitet. Der Temazcal ist eine traditionelle mexikanische Zeremonie des Wohlbefindens und der Reinigung von Seele, Geist und Körper. Es findet in einer kuppelförmigen Lehmhütte statt, in dem heisse Vulkansteine in der Mitte platziert und dann mit Wasser und Kräutern aufgegossen werden, wodurch Dampf entsteht, der die Muskeln entspannt und die Poren der Haut für eine intensive Körperreinigung öffnet sowie Verspannungen und Giftstoffe löst. 

Ehe wir die klitzekleine Hütte (die soll für 12 Personen Platz bieten) betreten, werden wir mit Weihrauch aus Kopalharz „vorgereinigt“. Die ganze Zeremonie findet in völliger Dunkelheit statt und es werden in mehreren Etappen immer mehr glühende Steine reingebracht. Wir singen gemeinsam mit dem Schamanen, beschwören die vier Elemente und freuen uns, dass wir tatsächlich das meiste verstehen. Wir empfinden die ganze Zeremonie als eine unglaublich bereichernde Erfahrung und können jeden nur empfehlen, so etwas mal mitzumachen. 

Leider müssen wir nach ein paar Tagen weiter und diesen wundervollen und mystischen Ort verlassen. Wir hoffen, vielleicht noch mal nächste „Saison“ hierher kommen zu können, denn wir haben ja noch nicht alles erlebt und erkundet. So führt uns die alte 175 durch zehntausende Kurven und über tausende Topes südlich bis an den Pazifik. Es ist unglaublich warm, schwül und die Luft fast unerträglich dick. Doch nach einem erfrischenden Hüpfer in den herrlichen Pazifik geht es uns schon wieder viel besser. Hier in San Agustin und insbesondere bei Don Taco kann man es sehr prima aushalten. Die Palapas spenden uns den ganzen Tag Schatten und das Schwimmen und Schnorcheln ist einfach großartig. Nie und nimmer hätten wir gedacht, dass die Gewässer so Fischreich sind. Gleich nebenan ist ein gutes Strandrestaurant mit ausgezeichneten Margaritas und so genießen wir für dieses Jahr unseren vierten Strandurlaub.

Wir verbringen 5 wunderbare und heiße Tage mit unserer täglichen Routine, wir stehen bei der Hitze tatsächlich täglich um 6 Uhr auf, um bei noch unter 30 Grad laufen zu können, und dann nehmen die Tage recht entspannend ihren Lauf mit einigen Abkühlungs-Hüpfern ins Meer und diversen Schnorchelgängen. Dann zieht es uns weiter, östlich die Küste entlang. Wir müssen mal wieder Vorräte und Diesel bunkern und nach 140 km finden wir einen wunderbaren Strandplatz an der Concepcion Bamba. Ins Meer können wir hier leider nicht springen, da die Wellen einfach zu brutal sind. Es ist ein beliebter Surfer Strand – es ist jedoch nicht viel los. Wir treffen wieder die 2 Italiener, Antonio und Valentina, die mit einer ehemaligen US-amerikanischen Ambulanz unterwegs sind. Die zwei sind eigentlich viel schneller als wir, doch im Moment treffen wir uns immer mal wieder. Die Besonderheit an der Concepcion Bamba sind die nahe gelegenen Dünen. Zu Viert machen wir uns auf den Weg zu dem großen Sandkasten und haben in der untergehenden Sonne und dem ordentlichen Wind viel Spaß. Wir sehen immer mal wieder Spuren von Schildkröten, die hier ihre Eier abgelegt haben – und leider sehen wir daneben auch Menschenspuren mit eindeutigen Grabspuren und Eimerabdrücken und befürchten das Schlimmste. Leider gelten die Eier als Delikatesse, wir hoffen jedoch ein wenig, dass die Eier von Helfern der zahlreichen Schildkröten-Aufzuchtstationen ausgegraben wurden.

Am nächsten Morgen zeigt das Thermometer morgens um 6 Uhr zarte 29,3 Grad an. Es ist jedoch so schön, dass wir beschließen an diesem wundervollen Strand barfuß laufen zu gehen. Tut auch echt gut – dann hören wir aber (trotz kaltem abduschen) irgendwie stundenlang nicht mehr auf zu schwitzen. Transpirieren kann man DAS schon nicht mehr nennen 😆. 

Von den 312 km waren 300 nicht schön und erst auf dem allerletzten Kilometer tut sich ein wunderschöner Canon auf. Dort können wir auf einem Parkplatz übernachten und wir treffen die Ambulanz und auch Laurent wieder. Laurent haben wir in Angahuan bei unserem allerersten Vulkan kennen gelernt und nun treffen wir ihn zufällig am Wasserfall wieder. Lustig.

Wir laufen die 713 Stufen runter zu den Cascades El Auguacero, alle Tagesgäste sind schon weg, und wir fühlen uns wie im Paradies. Dies sind vielleicht nicht die spektakulärsten Wasserfälle aber in unseren Augen die schönsten bisher. Der Fluß und die Wasserfälle werden von verschiedenen Quellen mit unterschiedlichen Temperaturen gespeist und mal läuft man durch kaltes und mal durch warmes Wasser. Wir können uns herrlich frisch unter dem Wasserfall abduschen und wir bewundern die nun schon dschungelartige Vegetation. Es ist märchenhaft mystisch. Am nächsten Morgen laufen wir gleich wieder runter und genießen die erfrischende Dusche.

Für die nächsten 29 km brauchen wir dann 2 Stunden und wir erreichen „Sima de las Cotorras“ , frei übersetzt Kluft der Papageien, über einen sehr holprigen Feldweg. Wir sind mit relativ geringen Erwartungen hergekommen. Das ist übrigens meist gut – denn so wird man in der Regel positiv überrascht. So auch hier, vor uns tut sich ein 150 m tiefes Loch auf mit einem ebenso großen Durchmesser. Wir denken, das dies vielleicht ein eine alte trockene Zenote ist, die es aber eher erst in Yucatan zu Hauf geben soll. Wir wissen es nicht genau – auf jeden Fall leben in diesem „Loch“ hunderte von giftgrünen Papageien, die derzeit brüten bzw. schon Jungvögel großziehen. Was für ein Spektakel – sowohl optisch als auch akustisch. Die machen einen IRREN Krach, dazu kommen noch die Millionen von Zikaden, die sich anhören wie wildgewordene Kettensägen und Mofas. Wie so oft, sind wir die die einzigen Besucher und wir genießen es.

In der Nacht passiert dann etwas außergewöhnliches. Wir werden beide wach und uns ist es ein wenig frisch. Ein Blick auf das Thermometer sagt uns, dass es nur 22 Grad sind und wir müssen uns tatsächlich zudecken – das hat es seit Tagen nicht mehr gegeben. Glücklicherweise stehen wir auf gut 1.000 m und am nächsten Tag geht es noch höher hinaus.

San Christobal liegt auf 2.200 m und dieses Pueblo Magico ist unser nächstes Ziel. Wir haben uns einen kleinen Campingplatz am Rande des Ortes ausgesucht und die Anfahrt war wieder mal sehr lustig. Die Luft in dem Ort ist herrlich frisch und wir genießen die kalten (Mitte der 20iger) Temperaturen. Die Stadt gilt als eine der schönsten Städte Mexikos und ist ziemlich touristisch. Wir sehen auch viele, die hier scheinbar dauerhaft „hängen“ geblieben sind. Uns ist es schon fast zu viel. Leider haben wir schon oft feststellen müssen, dass zu viele Touris usw. die Orte und die Menschen regelrecht „verderben“ können. Uns fehlt dann oft die Autenzität und das Ursprüngliche. Wobei dies hier nur in ein paar Straßen mitten drin betrifft. Hier hört man keine mexikanische Musik mehr, sondern Techno und Pop. Die Preise sind teilweise frech und, das hatten wir sonst noch nie in ganz Mexiko, es wurde einige male versucht uns abzuzocken. Das fanden wir kacke. Wir sind grundsätzlich großzügige Menschen, doch wenn uns Leute versuchen in Kneipen „über den Tisch zu ziehen“, da verstehen wir keinen Spaß.

Wir müssen jedoch zugeben, das San Christobal wirklich ein reizender Ort ist und sicherlich den Titel „Pueblo Magico“ mehr als verdient hat. Die hügelige Landschaft und die winzigen Straßen mit den aneinandergereihten einstöckigen Häusern sind wunderbar fürs Auge. Wir lassen uns wieder treiben und besuchen diverse Märkte, hier gibt es zum Glück auch noch einige ursprüngliche, und bewundern die Damen mit ihren traditionellen Röcken aus schwarzer Schafwolle. Es ist auch bemerkenswert, dass in DER Hauptstraße Techno gespielt wird und viele hippe „Influencer“ unterwegs sind und keinen Kilometer weiter waschen Frauen und Kinder sich und ihre Kleider an einem kleinen Fluß. Wir bleiben also nicht zuletzt wegen des Klimas 3 Nächte hier – es ist wirklich ganz schön.

Das waren dann auch die einzigen relativ frischen Nächte im Mai. Gerne denken wir daran zurück 😆. Wir beschließen, die Route 199 Richtung Palenque im Norden zu fahren. Diese Straße gilt auf IOverlander als sehr gefährlich, es sollen einige Gangs die Straße absperren und Geld zur Weiterfahrt verlangen. Dem wollen wir uns stellen und ausgerüstet mit vielen kleinen Pesos Scheinen geht es auf den sehr kurvigen Weg. Nicht ein einziges mal werden wir angehalten – uns begegnen ausschließlich freundliche Menschen. Also, nicht immer alles glauben, was andere schreiben oder sagen – lieber selbst Erfahrungen machen.

Nach einer Zwischenübernachtung bei den Cascadas El Correlito fahren wir zu den Wasserfällen Agua Azul. Ziemlich touristisch mit hunderten Verkaufsbuden und Lokalen, aber es ist erstaunlich wenig los und nachdem wir die ganzen Stufen hochgestiegen sind, ist es deutlich ruhiger und wir können uns sehr schön in 23 grädigem Wasser erfrischen. Die Nacht ist ruhig, nicht zu heiß und am nächsten Morgen springen wir nach unserem Lauf um 6 Uhr (später kann man nicht mehr laufen) wieder ins herrliche Wasser und haben alles für uns alleine.

Und schon geht es wieder weiter, wir haben jetzt einen groben Plan (den wir immer wieder umstoßen und verändern), denn Ende des Monats müssen wir ja in Cancun sein. Ist nicht so unser Ding und wir fühlen uns ganz leicht gehetzt – aber eigentlich nur, wenn wir darüber nachdenken. Wir fahren nach Palenque und stellen uns dort in die Nähe des Nationalparks und der antiken Maya Stätte. Es ist HEISS, etwa 42 Grad im Schatten kombiniert mit einer verrückt hohen Luftfeuchtigkeit. Wir haben das Gefühl, dass es besser wäre, wenn wir Kiemen hätten. Wir haben die fantastische Idee mit den Rädern zu den Ruinen zu fahren. So lange wir fahren, fühlt sich der Fahrtwind auch echt gut an. Als wir dann oben auf dem kleinen Berg ankommen, fühlen wir uns wie durch den Fluß gezogen. 

Dies ist unsere erste Maya Stätte und wir sind begeistert. So eingenistet in den Dschungel ist es mal ein ganz anderes optisches Erlebnis als alle anderen Ruinen, die wir bisher gesehen haben. Schon 300 v. Chr. soll Palenque existiert haben, die Blütezeit war jedoch 400/600 (unterschiedliche Meinungen) bis 800 n. Chr.. Die Herrscher stammten von drei lokalen Göttern ab – wir finden es interessant, dass es drei Götter waren, wie funktioniert das? Es gab sowohl männliche als auch weibliche Könige bzw. Herrscher. Der alte Name „La Kampha“ bedeutet Großes Wasser, und Wasser gibt es hier mit 67 Quellen ausreichend. Die im Dschungel eingenisteten Ruinen stellen einen architektonischen Höhepunkt mit den Tempeln, Pyramiden und dem Palast mit dem ungewöhnlichen Turm dar. In der Blütezeit war Palenque das politische und religiöse Zentrum dieser Region. Der Palast soll über zahlreiche Wohnungen, viele Gänge und einige Innenhöfe verfügen. Leider ist es auch hier nicht möglich das Innere zu besichtigen. Die Architektur, Dekorationen und Steinverzierungen sollen jedoch atemberaubend sein. Auf dem Palast steht noch ein Steinturm, der wohl als Observatorium gedient hat. Wir sind fast die einzigen Besucher (ist wohl dem Wochentag Montag und dem Klima geschuldet) und wir kraxeln auf diverse Pyramiden und lassen das Ambiente auf uns wirken. Einfach nur schön (Achso – und heiß).

Wir laufen dann noch ein wenig durch den Dschungel und sehen unsere ersten Brüllaffen. Denen ist es aber auch heiß, sie brüllen jetzt gar nicht sondern hängen nur schlaff in den Baumkronen herum. Wir haben sogar schon mitbekommen, dass die Hitzewelle hier sogar für die Affen zu heiß ist und dass schon welche tot aus den Bäumen gefallen sind. Traurig! In der Nacht hören wir die Affen dann aber doch. UND nun wissen wir auch, warum sie Brüllaffen heißen.

Wir stehen die Nacht bei einem Restaurant und hängen dort an der Stromversorgung. Normalerweise brauchen wir quasi nie Strom von anderen aber jetzt mit unserer Klimaanlage, die quasi non stop läuft um das Innere von Ewald auf erträgliche 30 Grad zu bringen, geht es nicht anders. Somit suchen wir jetzt sogar unsere Übernachtungsplätze nach dem Kriterium „Electricity at site“ aus. Wir hätten nie gedacht, dass uns das mal so wichtig sein würde.

Am nächsten Morgen um 6 Uhr ist es dann schon über 30 Grad und wir fahren zügig weiter. Solange wir fahren, ist es ganz gut auszuhalten, der durch die Seitenfenster hereinwehende Wind tut ganz gut. Aber wehe dem, man muss wegen irgendwas Halten – dann strömt der Schweiß! Nach 200 km trinken wir in einem Restaurant an der Straße Säfte und Kaffee und werden mit leckerem Frischkäse verwöhnt. Hier beschließen wir, die nächste Nacht nicht im Dschungel zu verbringen. Wir müssen ans Wasser! Karsten sucht einen schönen Platz, mit Strom, an der Bahia de Campeche und schon nach weiteren 70 km sind wir im Paradies am Golf von Mexico gelandet. Der Golf ist türkis und einladend, der Strand sauber und von vielen Schildkrötenspuren (die legen zur Zeit ihre Eier ab) durchzogen. Wir springen DIREKT ins Wasser und es ist total warm. Das 30 grädige Wasser ist nicht wirklich eine Erfrischung aber es tut trotzdem sehr gut. 

Hier im (höllenheißen) Paradies lassen wir noch einmal ein wenig die Seele baumeln, machen Wäsche, backen Brot und planen die letzten Tage. Täglich ab 15.00 Uhr dreht der Wind und wir können es gut im Schatten von Ewald mit der schönen Brise aushalten. Wir bleiben ein paar Tage und bei unseren morgendlichen Strandläufen zählen wir 111 Spuren von Schildkröten. Wir hoffen, dass die Nester nicht angetastet werden und in 60 Tagen die Baby Schildkröten schlüpfen und es erfolgreich in den Ozean schaffen. Wir freunden uns mit den zwei Hosts Toby und Steve an und wir vermuten schon jetzt, dass wir unser nächstes Weihnachten an diesem Strand verbringen werden.

Wir nehmen als nächstes die karibische Küste ins Visier. Leider sind es fast 400 km und die Straße ist teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Es herrscht auf der Strecke unendlich viel Schwerverkehr, denn in diesem Abschnitt ist die Maya Zugstrecke noch im Bau, ein hoch umstrittenes auch von deutschen aber vor allem natürlich von chinesischen Firmen finanziertes Projekt. Wir machen auf der Strecke noch eine Zwischenübernachtung und dann landen wir auf der karibischen Seite.

Es ist Ewalds erstes mal in der Karibik und wir finden, dass sein blau ganz perfekt mit dem türkis blauen Wasser harmoniert. Wir finden einen entzückenden Campingplatz in der Nähe von Chetumal in dem kleinen Ort Calderitas und treffen hier auch wieder auf Valentina und Antonio. Hier, direkt an der Küste, weht eine schöne Brise. Der Wind ist zwar auch sehr warm aber er tut einfach gut. Dennoch läuft auch hier unsere Klimaanlage 24 Stunden am Tag. Wir bleiben 3 Nächte an diesem schönen Ort und beobachten einige Fotoshootings. Traditionell ist der 15. Geburtstag der wichtigste Geburtstag der Mädchen hier in Mexiko und in Mittelamerika. Das Mädchen wird zur Frau und kann nun heiraten und Kinder bekommen. (Echt jetzt?) Und das wird nicht nur sehr groß gefeiert sondern auch mit gefühlt Millionen Bildern festgehalten. Unser Platz ist wirklich malerisch und daher werden hier Fotoshootings aller Art abgehalten. Nicht zu empfehlen, solltet ihr mal herkommen, ist die Bar und das Restaurant. Das lustlose Personal kombiniert mit Abzockerpreisen hat uns nicht ganz so gut gefallen.

Wir lassen nun erst mal wieder den karibischen Ozean hinter uns und fahren an Teilen der Maya Train Baustelle vorbei bis hin nach Bacalar. Bacalar ist ein Pueblo Magico, der wohl seinen Status weniger aufgrund der Architektur sondern vielmehr aufgrund der Lage, an diesem ausgesprochen schönen See, bekommen hat. Wir finden einen winzigen Campingplatz mit Strom und Ewald passt gerade so drauf. Glück gehabt. Wir treffen wieder die zwei Italiener und spontan beschließen wir, mit ihnen segeln zu gehen. Die vierstündige Tour führt uns über den farbenfrohen Bacalar See, der auch Lagune der sieben Farben genannt wird, zur Isla de los Pajaros (Insel der Vögel mit vielen Störchen), Cenote Negro (schwarze Zenote, mit einer Tiefe von 100m) und den Canal de los Piratas (Verbindungskanal zum Ozean). Es ist super windig und es geht oft sehr schräg zur Sache. Das Segeln, das Schwimmen im 31 grädigen Wasser verbunden mit der leckeren Guacamole und kühlem Bier machen diesen Tag einfach perfekt.

Nachdem wir nochmal gute 230 km auf dem heißen Asphalt hinter uns gebracht haben, sind wir nur noch gute 100 km von Cancun entfernt. Wir haben eine kleine Oase im Urwald mit eigener Zenote gefunden. Leider ist das Stromnetz hier im Camp so schwach, dass wir nur hin und wieder die Klima laufen lassen können, und das bei zarten 39 Grad. Hier auf der Halbinsel Yucatan gibt es aufgrund der Bodenbeschaffenheit tausende von Zenoten. Die vornehmlich aus Kalkstein bestehende Halbinsel, verhält sich wie ein Schwamm und ist vielerorts mit Wasser „vollgesogen“. Wasserlösliche Bestandteile sind über die Jahrmillionen ausgeschwemmt worden und es entstanden tausende Kavernen, die teilweise eingestürzt sind, mit Wasser gefüllt sind, oder einfach als Höhle existieren. Viele Zenoten sind mit Süsswasser gespeist und das Wasser ist frisch und meist unfassbar klar. In der Hitze bieten sie eine willkommene Abkühlung. Wir haben direkt hinter Ewald unsere kleine Privat-Zenote und etwa 500 m entfernt ist eine frei zugängliche Höhlen Zenote mit vielen Fledermäusen. 500 m in die andere Richtung ist noch eine offene recht große Zenote, da muss man Eintritt zahlen. Alle 3 Zenoten sind besonders und einzigartig. Es ist ein großartiges Erlebnis in so klarem Wasser zu „schweben“. Man kann das Wasser mit der Maske nicht sehen und all die kleinen Fischchen um einen herum scheinen ebenfalls zu schweben. Echt schwer zu beschreiben und leider hat Sandie gestern die GoPro geschrottet und kann somit kein Unterwasser Bildmaterial liefern. Das muss dann bis Oktober warten. 

Morgen fahren wir zu unserem Lager in Cancun und bereiten Ewald noch ausführlich auf die Monate ohne uns vor. Der Abschied wird uns wie immer sehr schwer fallen. Doch wir hoffen, es wird ihm gut gehen – ein paar seiner „Kumpels“ sind im gleichen Lager. Wir freuen uns nun auch auf unsere Lieben „zu Hause“.

In den letzten 5 Monaten haben wir 21 der 31 Bundesstaaten von Mexiko besucht. Wir haben durchweg gute Erfahrungen gemacht und das Land hat uns mehr begeistert als wir je erwartet hatten. Außerdem haben wir Mexiko als sehr einfach zu bereisendes Land kennen gelernt. Es macht einfach Spaß hier zu reisen – die Gründe haben wir wahrscheinlich schon zu oft genannt und wir wollen niemanden überstrapazieren. Es gefällt uns auf jeden Fall so gut, dass wir noch lange nicht mit diesem Land fertig sind. Wenn wir von unserem Heimaturlaub zurückkehren, werden wir noch weiter dieses wunderbare Land bereisen. Wir freuen uns schon jetzt darauf – und hoffen auf etwas kommodere Temperaturen. Wir halten Euch auf dem Laufenden und bis dahin …

stay healthy, happy and relaxed.

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