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Hier in Moulay Bousselham hat sich nun der Kreis (der sehr eckige und ausgefranste und manchmal ronkelige) wieder geschlossen. Hier haben wir in Marokko unsere ersten zwei Nächte verbracht und nun sind wir wieder hier gelandet. Es ist fast wie heimkommen – lustig – und jetzt können wir wirklich behaupten vollständig akklimatisiert zu sein. Aber jetzt noch mal zurück zur Plage Blanche, da hatten wir noch mal so einige Abenteuer zu bestehen.

Nachdem wir uns von den anderen Vieren an den Dünen verabschiedet haben und unseren letzten Bericht online gestellt haben, dachten wir, dass es vielleicht doch nicht soooooo schlecht wäre, auch noch bis zur N1 zu fahren und uns dort einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir wollten gerne am nächsten Tag nach Guelmim und dort in den Marjane (Supermarkt) einkaufen gehen. Also gesagt – getan, wir sind also so langsam an den Dünen entlang „Richtung Ausgang“. Lange Zeit haben wir schon gebraucht, um überhaupt eine Piste zu finden und es war wirklich extrem ronkelig. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit lag so etwa bei wahnsinnigen 5 km/h. Das erste Oued (Flussdurchfahrt) war noch ganz OK. Zwar sehr sehr steil aber gut machbar (im ersten Gang in der Untersetzung – Kriechgang). Nachdem wir dann ganze 30 Kilometer absolviert haben und es langsam dunkel wurde, sind wir in der Nähe des 2. Oued für die Nacht stehen geblieben, wir haben es dann doch nicht bis zur Route Nationale geschafft. Wir hatten übrigens die ganze Fahrt niemanden gesehen, die Gegend ist einfach unglaublich einsam.

GPS: 28° 44` 31„ N und 10° 48` 1„ W

Am nächsten Morgen (24.03.2015) sind wir dann nach einem Müslifrühstück (Brot war uns ausgegangen) weiter. Wir hatten eigentlich gedacht das Schlimmste hinter uns zu haben. Wir hatten aber noch sehr steile, tiefe, enge und dreidimensionale Wadi-Durchfahrten (ausgewaschene Bäche) zu meistern. Obwohl wir mit Steinen und viel Erde unterbaut haben, ist uns eine leichte „Ondulation“ der Unterflurkisten nicht erspart geblieben. Erst haben wir die rechte Aufhängung onduliert und bei der nächsten Durchfahrt, haben wir der Symmetrie wegen, die linke Aufhängung „angepasst“. Hier die ganze Sache noch mal in bewegten Bildern (das „Stop“ wurde nicht gehört, weil die Fenster zu waren). Sonst ist aber nichts passiert … Sand fahren ist halt doch besser, der gibt mehr nach.

Wir haben es dann tatsächlich geschafft 15 Kilometer in 2 Stunden zu fahren und die N1 zu erreichen. Die Straße war zuerst wieder ein echter Kulturschock für uns. Wir hatten nun wieder mehrere Tage keinen „zivilen“ Kontakt gehabt und nun die echt dicht und schnell befahrene Straße. Omg. Die N1 ist die am meisten befahrene Straße, da sie die einzige Verbindung in die West-Sahara darstellt … und alle haben es hier ganz schön eilig.

Wir sind dann mit der atemberaubenden Geschwindigkeit von über 70 km/h erst nach Guelmim (zum Einkaufen) und dann weiter nach Tiznit. Diesmal haben wir in Tiznit in der Stadt auf einem „Municipal Camping“ gestanden. OK, muss man mal erlebt haben, aber dann auch nie wieder. Ungepflegt, dreckig und erstaunlich unfreundliches Personal (so was hatten wir in ganz Marokko noch nicht erlebt). Tiznit haben wir uns dann schon wieder nicht angeschaut, weil das Wetter immer noch irgendwie doof war.

Also sind wir dann am 25.03. auf der N1 weiter Richtung Norden gefahren. Als wir durch Agadir gefahren sind, haben wir oben am Berg eine Kasbah wieder erkannt, die wir vor 26 Jahren oder so besichtigt haben. Nördlich von Agadir sind wir direkt an der Küste durch einige Surfer Orte gefahren. Hier ist jetzt wirklich nicht mehr „Afrika“, wir hatten eher das Gefühl irgendwo in Spanien oder in Portugal unterwegs zu sein. Dieses Gefühl wird sich nun auch fast nicht mehr ändern.

Wir sind dann circa 80 Kilometer vor Essaourira auf eine sehr kleine Straße Richtung Imssouane abgebogen. Dort waren wir dann 2 Nächte auf dem Campground „Cathedral“, sehr zu empfehlen mit guten Facilities und herrlichem Ausblick. Das Wetter hatte sich sehr gebessert. So sehr, dass wir uns beide nochmal (und das nach 8 Wochen Marokko) einen Sonnenbrand zugezogen haben. Da war aber eigentlich nur der Wind schuld, denn durch den starken Wind haben wir die starke Sonneneinstrahlung nicht so gemerkt. Wir hatten sehr schöne erholsame Tage in Imssouane. Wir haben hier zum ersten Mal richtig unseren Coleman Backofen in Betrieb genommen und uns Pizza gemacht, es hat erstaunlich gut funktioniert.

Dann sind wir weiter nach Essaourira, um uns hier mit Freunden zu treffen. Auf der Weiterfahrt konnten wir noch sehr lustige Ziegen beobachten, die auf den Arganienbüschen und –bäumen stehen und dort weiden. Das sieht wirklich sehr lustig aus. Landschaftlich war die kleine Straße aber auch dann später die N1 wieder fantastisch. Man fährt immer in den Ausläufern des Hohen Atlas in unmittelbarer Nähe der Steilküste. Wirklich sehr schön.

Auf dem Weg haben wir noch von einem Straßenhändler einige Arganölprodukte gekauft…wir hoffen, daß die Qualität in Ordnung ist. Geschmeckt und gerochen hat es auf jeden Fall gut. Schauen wir mal.

In Essaourira haben wir uns auf einem Parkplatz zwischen Straße und Dünen gestellt und zwar direkt neben Andy. Andy hatten wir mit seinem Düdo und den 2 Mädels in Zagora vor ein paar Wochen getroffen. Jetzt war er wieder allein unterwegs, die 2 Mädels suchen jetzt wahrscheinlich den Weg nach Indien. Auf diesem Parkplatz war neben viel „Weißware“ auch der ein oder andere sehr alternative Laster. Es gab auf jeden Fall viel zu sehen.

Nach einigem hin und her haben uns dann auch Ute und Thomas mit ihrem Steyr gefunden. Abends sind wir zusammen in die wirklich sehr schöne Medina. Diese andalusisch geprägte Altstadt zählt sogar zum Unesco – Weltkulturerbe. Zum Abendessen haben wir uns lecker Dorade gegönnt und einen schönen Abend verbracht. Nachts war es leider für uns ziemlich laut (wir sind nach der Ruhe der letzten Wochen einfach keine lauten Geräusche mehr gewöhnt) und somit war die Nacht nicht ganz so erholsam.

Am nächsten Morgen konnten wir schön in der Sonne frühstücken und dann sind wir mit Ute (Tom wollte am Steyr schrauben) wieder in die Medina zum „Shoppen“. Jetzt konnten wir die Medina, mit ihren alten weißen, mehrstöckigen Häusern, eingekeilt zwischen den hohen Stadtmauern noch mal ausführlich bewundern. Essaourira ist eine ultramoderne flippige und bunte Stadt. Wir haben sogar marokkanische Pärchen händchenhaltend und Männer mit angeleinten Hunden gesehen. Normal sind diese Sachen undenkbar hier in Marokko. Uns hat es sehr gut hier gefallen (auch wenn wir wieder mal das Gefühl hätten, gar nicht mehr in Marokko zu sein) aber es ist leider fast ein wenig zu touristisch. Wir haben noch nirgendwo so viele Touris (teilweise auch sehr sehr peinliche) wie hier gesehen. Scheinbar ist die Medina ein beliebter Tagesausflug für Pauschalurlauber aus Agadir. Egal, Essaourira ist ein MUSS.

Nach 2 Tagen haben wir uns dann wieder von Ute und Thomas verabschiedet. Die zwei werden mit ihrem Steyr erst mal wahrscheinlich nach Marrakech und wir sind weiter Richtung Norden. Bis nach El Jadida sind wir dann und dort wieder auf einen Campground mitten in der Stadt. War OK, nur die sanitären Anlagen sollte man besser nicht aufsuchen. Am späten Nachmittag sind wir am Strand bis zur Altstadt und zum Hafen gelaufen. Wir haben gemerkt, dass es Sonntag (und gutes Wetter) war, denn der Strand und die Medina waren sehr überlaufen. Der Stadtstrand scheint bei den Marokkanern sehr beliebt zu sein. Überall wird Fußball gespielt, mit wunderschönen Araber-Pferden über den Sand galoppiert oder einfach nur im Sand gesessen, um dann später in einer der tausend Garküchen etwas essen zu gehen. El Jadida hat auch ein schöne Medina und einen interessanten Hafen …. Ist aber scheinbar bei europäischen Touris nicht „angesagt“. Vielleicht ist es auch einfach zu weit weg von den Metropolen. Wir fanden es auf jeden Fall einen Besuch wert.

Am 30. sind wir dann über Rabat bis nach Moulay Bousselham. Rabat war zum Durchfahren nicht der aller größte Spaß. Wobei bei Ewald im Fahrerhaus hier eine zweigeteilte Meinung herrschte. Kasi fand es sehr interessant und Sandie fand es stressig. Kurz vor Rabat wurde Ewald vom vermutlich königlichen Konvoi umzingelt. Um uns herum fuhren kreuz und quer, von links nach rechts bestimmt 10-15 gepanzerte Fahrzeuge und Motorräder, sehr schnell und sehr „unauffällig“… Der König hat uns aber nicht zu gewinkt…

Jetzt stehen wir wieder auf unserem bekannten Campground und genießen das Wetter. Wir haben gehört, das es in Deutschland wettertechnisch nicht gaaaaaanz so prickelnd ist … Aber bis wir da sind dauert ja noch. Wir möchten nur ungern wieder lange Klamotten anziehen. Wir melden uns dann wieder das nächste mal vom europäischen Kontinent. Und so viel können wir jetzt schon sagen: das „Marokko-Fieber“ hat uns gepackt und in nicht allzu langer Zeit werden wir wieder hier sein.

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