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Um diesen Bericht schreiben zu können, müssen wir uns erst mal ein wenig sammeln. Wir durften Sachen erleben, die uns vermutlich nie mehr loslassen werden. Schon lange haben wir davon geträumt einmal Eisbären in der freien Natur zu erleben. Bisher waren wir jedoch ein wenig von den zu erwartenden Temperaturen abgeschreckt … bis wir letztes Jahr erfahren haben, dass es eine Gegend gibt, wo man im Sommer die Bären ohne Schnee und Eis beobachten kann. Letztes Jahr haben wir schon gebucht und dieses Jahr durften wir die wunderbaren Tiere erleben. Selbst jetzt beim Schreiben bekommen wir Gänsehaut. Doch müsst ihr noch etwas gedulden, denn wie immer wollen wir gerne chronologisch vorgehen.

Nachdem wir unseren gemieteten Van in Toronto abgegeben haben, sind wir noch ein paar Tage da geblieben. Wir haben ein ganz und gar zauberhaftes Bed and Breakfast gefunden. Die alte liebevolle Villa verfügt nur über drei Gästezimmer und unseres war unter dem Dach gelegen und nicht nur riesig, sondern einfach großartig. Besonders gefreut haben wir uns nach 5 Wochen im kleinen Bett des Vans auf ein großes bequemes Bett – und das Kingsizebett war soooooooooo herrlich bequem. Erwähnen möchten wir auch gerne noch das ausgezeichnete Frühstück, jeden Morgen etwas anderes und immer mehr als ausreichend und lecker. Solltet ihr mal Toronto besuchen, geben wir euch gerne den Kontakt.

Wir genießen wie immer zu Fuß die Stadt und latschen kreuz und quer herum. Wir erfahren, dass gerade das größte karibische Festival Nordamerikas stattfindet und da wollen wir natürlich eintauchen. Was für ein Spektakel – und wir mittendrin. Da lassen wir einfach mal die Bilder sprechen …

Am nächsten Tag besuchen wir ganz tourimäßig auf den Fernsehturm von Toronto. Der CN Tower wurde 1975 gebaut und war mit seinen 553,33 m bis 2009 der höchste Turm der Welt. Wie immer zieht es uns auf den höchsten Punkt und wir sind hinreichend beeindruckt. Danach lassen wir uns wieder treiben.

Wir treffen uns wieder mit unseren Freunden Sheilagh und Kristina zum Brunch und verbringen den ganzen Tag zusammen. Beide sind locals und sind die perfekten Fremdenführer für uns. Vielen Dank ihr Lieben. 

Toronto ist die größte Stadt Kanadas und liegt am Ufer des Lake Ontario. Die Stadt bietet alles was wir an Städten mögen: multikulturell, bunt, liberal, sauber, grün, divers, kulinarische Vielfalt … und nach drei Tagen reicht es uns dann auch wieder mal mit der Großstadt und wir freuen uns weiter zu ziehen. 

Wir reisen mit großem Gepäck und lagern am Flughafen erst mal 3 unserer 5 (!) Taschen ein. Wir dürfen auf der nächsten Etappe nur wenig Gepäck mitnehmen, da wir teilweise mit sehr kleinen Flugzeugen unterwegs sein werden. Erst mal fliegen wir jetzt von Toronto nach Winnipeg. Dort bleiben wir 2 Nächte direkt am Flughafen. Wir ubern mehrfach in die Stadt und sind positiv überrascht. Wir hatten eigentlich gar keine Erwartungen an die Hauptstadt von Manitoba. Besonders „The Forks“ mit der Markthalle und der Exchange District gefallen uns sehr gut und wir marschieren durch große Parkanlagen und bewundern das Museum of Human Rights. Wir besuchen auch noch das Flugzeugmuseum und können sagen, dass es Spaß macht sich ein paar Tage in Winnipeg aufzuhalten.

Dann lernen wir unsere „Reisegruppe“ kennen – grundsätzlich sind wir (insbesondere Sandie) nicht wirklich gruppenkompatibel und somit waren wir im Vorfeld sehr gespannt. Wir nehmen es direkt vorweg, die Gruppe – also wirklich jeder einzelne – war super. Alles liebe, naturverbundene und interessante Menschen meist aus den USA aber auch aus Deutschland und Australien. 

Am nächsten Tag fliegen wir bereits um 6 Uhr nach Churchill. Durch die vielen Waldbrände in Manitoba bedingt ist es leider sehr sehr rauchig und wir haben zunächst keine Weitsicht. Doch es besteht die Hoffnung, dass sich der Wind dreht und die Sicht bald besser wird. Wir bekommen noch ein wenig die Umgebung gezeigt und sehen neben einem abgestürzten Flugzeug (der Crew ist nix passiert) das „Eisbären-Gefängnis“. In diese Verwahranstalt kommen die Bären für einige Tage, weil sich mache zu sehr der Zivilisation genähert haben. Sie sollen spüren, dass es für sie nicht gut ist, den menschlichen Behausungen nahe zu kommen. Dann werden sie wieder in die Wildnis gebracht und frei gelassen. Also alles gut.

Von Churchill aus fliegen wir mit einer kleinen Maschine noch eine halbe Stunde weiter bis zu einer Lodge mitten in der Wildnis am Seal River gelegen. Trotz schlechter Sicht, sehen wir schon beim Anflug viele Belugawale und sogar schon die ersten Eisbären! Wir sind wirklich ganz schön emotional! Wie immer haben wir auch für diese Reise unsere Erwartungen gering gehalten, denn es ist die Natur und man kann nie genau vorhersagen, was passieren wird. Aber das wir schon im Anflug und dann direkt an der Lodge die ersten Eisbären sehen … total irre und unsere Herzen springen!

Die Lodge ist einfach und unglaublich gemütlich mit ganz vielen Fenstern in alle Richtungen um ja nix zu verpassen. Wir bekommen ein gemütliches Zimmer und werden direkt kulinarisch sehr verwöhnt – und das ab jetzt für die nächste Woche immerzu. Dreimal täglich mehrgängiges leckeres Essen und zwischendurch Snacks. Alles immer frisch von den Koch- und Backteam zubereitet. Man könnte fast meinen, dass sie uns mästen wollen 😆.

Noch am gleichen Tag werden wir mit Gummistiefeln und dicken Jacken eingekleidet und von unseren drei bewaffneten Guides ordentlich eingewiesen. Die Devise ist immer schön dicht zusammen zu bleiben und so wie eine große Masse zu erscheinen, so haben die Eisbären wohl mehr Respekt vor uns – also vor dem sehr großen Bär.

Und schon gehts los … noch ist es rauchig … doch das ist uns schon nach kurzer Zeit TOTAL egal. Wir sehen Eisbären und das direkt auf der ersten Wanderung. Es war ja schon cool die Bären aus dem Flugzeug oder von der Beobachtungsplattform aus zu sehen. Doch jetzt, so ohne Fenster und ohne Zaun, das ist einfach noch mal ein ganz anderes Empfinden. Wir vermögen unsere Empfindungen nicht in Worte zu fassen, nur so viel, wir hatten wortwörtlich Gänsehaut und waren einfach in sehr positiven Sinne fassungslos. Und hier schon mal die ersten rauchigen Bilder.

In der Nacht werden wir um drei Uhr aus den Betten geschmissen. Doch stehen wir gerne auf, schmeissen uns in einige Schichten Klamotten und draußen sehen wir dann die Aurora Borealis – die Polarlichter. Was für ein Erlebnis – es ist schwer mit viel Herzklopfen danach wieder einzuschlafen. Das nehmen wir aber gerne in Kauf und schon um 6 Uhr ist die Nacht zu Ende. Die halten uns hier ganz schön auf Trapp. Noch erwähnen möchten wir, dass die Guides abwechselnd abends Vorträge halten und so lernen wir viel über Eisbären (natürlich!), Belugawale und Seehunde. 

Ab dem nächsten Tag, ist der Rauch dann verflogen und wir dürfen die wunderschöne Natur nun auch noch bei bestem Wetter erleben und genießen. Bei jeder Wanderung erleben wir Eisbären, Kraniche, Gänse, viele andere Vögel, Murmeltiere, Frösche, UND (hatten wir es schon erwähnt?) Eisbären. Die Tundra ist bunt, die Blumen, insbesondere das Weideröschen, blühen noch wie verrückt und wir können tolle Bilder machen. Es ist diesmal besonders schwer, eine Auswahl zu treffen und ihr mögt uns bitte die Vielzahl der Bilder verzeihen.

Wanderung ist übrigens ein großes Wort, doch die Wanderungen hier sehen eher so aus, dass wir ein paar Meter gehen und dann wieder minutenlang stehen bleiben und abwarten, wie sich die Bären uns gegenüber verhalten. So kommen selbst bei 2 täglichen stundenlangen „Wanderungen“ nur etwa 3-6 km zusammen. Eigenständig Joggen können wir hier oben nicht, da man sich nicht einzeln und ohne Guide außerhalb der Umzäunung aufhalten darf. Doch machen wir ein wenig Gymnastik und wir sind jeden Tag viele viele Stunden an der frischen Luft unterwegs – also ist alles gut. Gut? Nein es ist der Hammer!

Zweimal sind wir schon sehr früh morgens mit den Booten unterwegs, das heißt nachts wieder Polarlichter gesehen und dann um 4.30 Uhr wieder aufgestanden. HA! Der Schlafmangel macht uns aber gar nix, denn beständig werden unsere Körper mit Adrenalin durchströmt und wir wollen nichts verpassen. Auf der ersten Tour sehen wir nach einer Stunde ein paar vereinzelte Belugas, doch dann werden es immer mehr. Wir sind in Johnnies Boot und er spricht von einer Beluga Suppe – und so ist es wirklich, große ausgewachsene, kleine Babies, mittelgroße – alle schwimmen um unsere drei Boote und sind sehr neugierig. Die Bilder sind nicht ganz so gut aber wir hoffen sie können einen Eindruck vermitteln.

Wir möchten euch auch noch von „unserer“ Familie erzählen, bereits am Ankunftstag kommt eine Mama mit ihren Zwillingen zu Besuch. Die drei sehen wir von nun an jeden Tag. Sie bleiben in der Nähe der Lodge und wir können sie sehr viel beobachten und sehen die unterschiedlichen Charaktere. Besonders spannend wird es dann, als eine andere Eisbärin scheinbar Kontakt zu der kleinen Gruppe sucht. Unsere Guides sind auch sehr erstaunt, sind Eisbären doch ausgesprochene Einzelgänger. So erleben wir draussen in unmittelbarer Nähe (30-40 m entfernt) eine kleine Jagd und dann sehen wir die Einzeldame von da an immer in unmittelbarer Nähe zur Familie. Einfach IRRE!

Eisbären: Mit seiner Standhöhe von bis zu drei Metern zählt der Eisbär – auch Polarbär genannt – zu den weltgrößten Landraubtieren. In seiner Heimat in der Arktis hat er keine natürlichen Feinde und verbringt seine Zeit als Einzelgänger mit ausgiebigen Jagdzügen nach Robben. Eisbären sind für ein Leben in der Arktis perfekt ausgerüstet. Während der beutereichen Zeit futtern sie sich eine zehn Zentimeter dicke Fettschicht an. Zusammen mit dem dichten Fell hält sie die Eisbären bei eisigen Temperaturen von -50 Grad Celsius warm und dient als Energiespeicher. Bei starker Anstrengung, wie Rennen, können Eisbären überschüssige Körperwärme nur über ihre Zunge nach außen abgeben, weshalb sie sich lieber langsam bewegen. Unter Wasser aber nutzen sie ihre breiten Tatzen mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen wie Paddel und sind dadurch echte Dauerschwimmer.

Wir erleben ausschließlich wohlgenährte Eisbären, was uns sehr freut. Schätzungsweise haben wir mindestens 10 unterschiedliche Bären immer wieder beobachten dürfen und wir sehen sie bei jeder Wanderung. Die Guides meinen, dass wir unglaubliches Glück haben: das perfekte Wetter, die Belugasuppe, so viele Eisbären … aber wir sind halt Glückskinder 🙂. Die Gegend hier ist nur etwa 2-3 Monate Schnee- und Eisfrei und in dieser Zeit fressen die Bären wenig. Säugende Bärinnen decken ihren Kalorienbedarf vorzugsweise mit Beeren und Gras. Es wurde auch schon beobachtet, wie sie Belugas jagen. Ansonsten haushalten sie mit ihren Kräften, schlafen viel, sind einfach nur goldig und warten auf die kalte Zeit.

Bei der zweiten Bootstour nehmen wir uns fest vor in die Hudson Bay zu springen. Grundsätzlich springen wir in jedes Wasser, in 2022 sind wir in Deadhorse in das arktische Meer gesprungen und da hatte das Wasser 5 Grad Celsius. Hier hat das Wasser 8 Grad Celsius – also „a peace of a cake“. Als es dann soweit ist, fällt uns das Ausschälen aus den vielen Kleidungsschichten doch etwas schwer, aber die Devise lautet: Hirn ausschalten und einfach rein, dann ist es gar nicht so schlimm. Nur die Muskeln wollen nicht mehr so richtig funktionieren und das rausklettern über den Außenborder ist nicht soooo einfach. Wir sind sehr euphorisch und vor lauter Glückshormonen vergessen wir sogar zu frieren. Bis wir uns wieder angezogen haben, sind wir schon quasi bei der Lodge angekommen und wir können direkt unter die heiße Dusche springen.

Wir haben auch noch einen kleinen 3 Minuten Film vorbereitet – viel Spaß beim Schauen 😊.

Die Zeit ist unbeschreiblich und nach einer Woche angefüllt mit schier UNGLAUBLICHEN Momenten verabschieden wir uns sehr schweren Herzens. Die Woche war jedoch genau der richtige Zeitraum. Alles, wirklich alles war perfekt. Ein paar Kilo schwerer, die Körper angefüllt mit Glückshormonen fliegen wir zurück nach Churchill. Dort erwartet uns schon unsere reizende Reisleiterin, die uns den kleinen Ort (etwa 700 Einwohner und gefühlt 3.000 Fahrzeuge) noch etwas näher bringt. In 2017 hat hier ein Mural Festival stattgefunden und das hat dem Dörfchen sehr gut getan. 

Wir fliegen wieder nach Winnipeg und dort verbringen wir (gezwungenermassen – ist aber nicht schlimm) noch 2 Nächte im Hotel. Unser Flug nach Toronto wurde gestrichen. Zum Glück hatten wir einen Puffertag eingebaut und wir sind eh maximal entspannt. Am nächsten Tag geht es kurzweilig nach Toronto und von dort aus nach Frankfurt. Alles läuft nun geschmeidig und wir werden wie immer traditionell von Tom (danke ❤️) abgeholt. 

In der alten Heimat angekommen freuen wir uns auf unsere Freunde und Familie. Viel leckeres Essen und lecker Prosecco konsumieren wir in den ersten Tagen und dann bekommen wir überraschend Besuch von unseren lieben Freunden. Wir verbringen 6 wundervolle Tage zusammen und neben Radtouren, Wanderungen, gemeinsamen Grillen und Tanzen, unternehmen wir auch noch einen Ausflug in das Nationale Automuseum in Ewersbach (in der Nähe von Herborn). Wir waren schon in vielen Automuseen, dieses ist jedoch sehr besonders, da jedes Auto eine ganz besondere Historie hat. Absolut einen Besuch wert – und perfekt für uns, da auch noch ein Wohnmobil Stellplatz vorhanden ist. Peter, vielen Dank für die super Orga.

In den nächsten Tagen wollen wir die Caravan Messe in Düsseldorf besuchen und dann direkt weiter zum Willies Treffen nach Enkirch fahren. Danach stehen noch weitere Familien- und Freundesbesuche in und um Deutschland an. Wir sind echt froh, unseren Horst hier zu haben. Natürlich vermissen wir Ewald sehr, doch so können wir auch hier mobil bleiben und immerzu campen 😆. Wir halten euch auch weiterhin auf dem Laufenden.

Bis dahin beleibt glücklich, gelassen und gesund.

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