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Heute ist der 6. November 2024. Wir sitzen an einem wunderschönen Platz mitten im Dschungel irgendwo in Yucatan und erleben einen rabenschwarzen Tag. Tief geschockt und sehr traurig sind wir aufgrund der Wahl in den USA. Wie konnte das nur passieren? Die tiefe Spaltung von Sandies Heimatland ist schrecklich und nun sieht die Zukunft für das wunderbare Land und vielleicht sogar für die ganze Welt zapfendüster aus. Alles was uns wichtig ist, wird politisch in den Hintergrund rücken. Wir fühlen uns im Moment so leer, dass noch nicht mal die Tränen fließen wollen. Vor acht Jahren war das noch anders, da konnte insbesondere Sandie mit dem Weinen nicht aufhören – und da wussten wir ja noch nicht mal was auf uns zukommt. Jetzt ahnen wir es zumindest (Abschaffung des Bildungsministeriums, Begnadigung einiger Schwerverbrecher, massenweise Abschiebungen …) und wir ahnen leider auch, dass es in unserer alten Heimat Deutschland auch nicht gut aussieht. Der Rechtsruck ist nicht mehr Wegzureden und es ist mehr als erschreckend, dass die Vergangenheit sich scheinbar wiederholt.

Ganz ehrlich, wir sind gerade auch unendlich froh weit weg von der ganzen politischen Kacke zu sein. Da geht es uns doch ganz gut hier im Dschungel und das schreiben tut auch einfach nur gut. Da kommen wir auf andere Gedanken und wir freuen uns, euch über unsere letzten Wochen berichten zu dürfen.

Die letzten Wochen in Deutschland waren sehr turbulent. Zunächst waren wir noch vier Nächte in Holland bei Sandies Familie. Dort haben wir mit allen Geschwistern und fast allen Nichten und Neffen den 80. Geburtstag von Sandies Papa gefeiert. Er hatte sich gewünscht zwei Tage im Erlebnispark „De Efteling“ mit allen zu feiern. Was für ein Spaß und wie cool das Larry (fast) alle Fahrten mitgemacht hat. Es war super emotional und einfach eine wunderbare Zeit.

Und dann war es schon an der Zeit unsere Taschen für Mexiko zu packen. Wir verabschieden uns noch von unseren Lieben und fliegen geschmeidig mit etwa 70 kg Gepäck über den Atlantik nach Cancun. Alles läuft ganz gut, wir müssen nur unendlich lange auf unsere letzte Tasche warten und dann werden wir auch noch vom mexikanischen Zoll gefilzt. Der Zöllner und auch Sandie staunen nicht schlecht über die vielen Süssigkeiten (kiloweise Maoamkracher) in einer Tasche neben den Bremsbelägen und Ölfiltern für Ewald. Wir erklären ihm, das das alles für Ewald ist und die Kracher waren als Überraschung für Sandies Geburtstag gedacht. Er will dann noch Rechnungen sehen unter anderem für unser 5 Jahre altes Macbook. Wir palavern wild auf spanisch – nicht immer ganz sicher, was wir so von uns geben – und irgendwann gibt der freundliche Zöllner auf und lässt uns ziehen. Kommunikation ist alles.

Wir verbringen die ersten drei Nächte in der Pension direkt am Lagerplatz in Cancun und am ersten Morgen begrüßen wir überglücklich unseren treuen Ewald. Er macht einen ganz guten Eindruck. Kein Schimmel – die Entfeuchter haben einige Liter Wasser eingesammelt – nur einige Untermieter haben sich eingeschlichen. Ein Wespennest an der Motorhaube, mehrere Ameisen und ein Gecko im Fahrerhaus, ein Frosch im Ersatzrad und ein paar Käfer in der Kabine. Das kriegen wir alles in den Griff und wissen nun schon für das nächste mal abstellen, dass wir kein Mehl mehr (auch nicht in einer Tubberdose) aufheben werden. Man lernt nie aus.

Wir schwitzen und wurschteln zwei Tage. Karsten gönnt Ewald auch einen Ölwechsel und dann springt er sofort und willig an – der Gute. Ana und Angelo kommen in der Zeit auch mit dem Flieger aus Italien an und wir verbringen lustige Frühstücke und gehen abends gemeinsam lecker essen. Der Plan ist, das wir uns in Cancun an einem Strand treffen wollen. Wir fahren hin, glücklich jetzt endlich wieder unterwegs sein zu dürfen, und erfahren von der Polizei, dass der Platz renaturiert wird und nicht länger als Stellplatz genutzt werden kann – wohl auch weil einige Dauercamper zuviel Müll hinterlassen haben. Sehr schade, aber ehrlich gesagt ist es uns eh zu voll. Ein Hotelbunker neben dem anderen und unendlich viele Menschen.

Kurz entschlossen fahren wir Richtung Landesinnere, dort soll eine offene Cenote sein, an der man gut stehen kann. Nun hat es aber dieses Jahr in der Regenzeit so viel geregnet, dass die Cenote sozusagen Hochwasser hat. IRRE. Die Nacht ist trotzdem gut und vor allem ruhig und am nächsten Tag suchen wir uns einen neuen Platz.

Ana und Angelo haben uns von Puerto Morelos erzählt. Ein kleiner Ort zwischen den zwei Molochen Cancun und Tulum, der sich noch ein wenig den Fischerort Charme bewahrt hat. Dort zieht es uns nun hin. Und tatsächlich, der Ort ist ganz goldig und in einer Sackgasse finden wir einen ruhigen Platz keine 100 m vom karibischen Ozean entfernt. Nicht schlecht. Hier feiern wir noch ein wenig Sandies Geburtstag nach und verleben ganz ruhige Tage. Wir sind wieder gut in unserem „normalen“ Leben angekommen. Leider ist an unserem Waschbecken die Armatur undicht – und das nach nur 12 Jahren. Ist das noch ein Garantiefall? Zum Glück haben wir eine Ersatzarmatur dabei. Aber WO????? Wir stellen Ewald komplett auf den Kopf. Wir räumen jeden (!) Schrank aus und wir können das Teil einfach nicht finden. Viele Jahre haben wir die Armatur immer mal wieder in den Händen gehabt und sie von A nach B verräumt und jetzt hat sie sich einfach in Luft aufgelöst. Das ist uns im Ewald noch nicht passiert. Zum Glück kommen demnächst noch Freunde aus Deutschland nach Mexiko und Rita und Uli werden uns eine neue Armatur mitbringen. Alles wird gut.

Wir haben uns so gut eingelebt, dass wir es jetzt irgendwie schade finden, Ewald schon wieder alleine zu lassen. Wir bereuen es direkt ein wenig, einen Tauchurlaub auf Cozumel gebucht zu haben. Auch sind unsere Erwartungen bezüglich des Tauchens sehr niedrig. Stornieren wollen wir aber auch nicht mehr und somit müssen wir uns schon wieder für eine Woche von Ewald verabschieden.

Wir finden, nach einiger mühseliger Suche, einen großen und sicheren, bewachten Parkplatz in Playa del Carmen und von dort aus düsen wir mit der Fähre nach Cozumel. Was sollen wir sagen, das Tauchen war super schön, der Tauchstation super organisiert, das Resort mit dem leckeren Essen und Getränken einfach perfekt. Wir haben uns ein kleines Resort ganz am südlichen Ende der Insel ausgesucht und haben so auch nur kurze Bootsfahrten zu dem weltberühmten Palancar Riff. Wir genießen die Woche sehr und bereuen nun doch gar nichts mehr. Bereuen ist eh doof. Hier ein paar Bilder und vom Tauchen haben wir noch einen kleinen 2 Minuten Film gebastelt. Viele Spaß beim Schauen.

Nun sind wir mit Ewald wieder glücklich vereint und werden in den nächsten Wochen Cenoten erkunden und uns noch einige Maya Stätten anschauen. Auch die eine oder andere Stadt wollen wir uns noch anschauen ehe wir Ende November nach Belize reisen. Wir sind wie immer gespannt und halten Euch auf dem Laufenden. 

Bleibt glücklich, gesund und in diesen Zeiten (wichtiger denn je) gelassen.

 

 

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