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Da sind wir nun, mitten in Guatemala, in Antigua Guatemala, der alten Hauptstadt, auf einem bequemen Campingplatz, umgeben von wunderbaren Bergen und großartigen Vulkanen. Das Klima und die Umgebung sind perfekt und wir können uns aktuell keinen besseren Ort zum Verweilen vorstellen. Hier auf etwa 1.540 m Höhe haben wir tagsüber meist um die 25 Grad Celsius und nachts wird es deutlich frischer (wir müssen uns im Bett richtig zudecken – herrlich). Die Stadt ist einfach nur schön und wir können auf unseren täglichen Spaziergängen gar nicht genug davon bekommen – sei es der Markt, die vielen Ruinen und Cafes, der Busbahnhof, die Parkanlagen, die zahllosen grünen Oasen und Restaurants sowie die zauberhaften kleinen Läden. Wir verlieren uns oft in den Details, so hat Karsten eine ganze Fotoserie über die vielen verschiedenen Türklopfer an wunderschönen Holztüren gemacht – und wir sind über ALLES hier einfach begeistert. Mittlerweile gehen wir täglich in die Schule, um unser Spanisch zu verbessern und wir müssen sagen, dass es nach ein paar Jahren (😆) Abstinenz von der Schulbank ganz schön hart ist. Wir haben täglich für 4 Stunden eine Privatlehrerin, die ausschließlich spanisch spricht, und Maria ist lieb, lustig und aber auch streng. Puh … es macht aber natürlich auch Spaß. Gleich jetzt möchten wir die Guatemalteken erwähnen, ein unglaublich freundliches und doch zurückhaltendes Völkchen. Besonders begeistert uns ihr Lächeln – das reicht meist von einem Ohr zum anderen und allerorten ist Lachen zu hören – einfach herzlich. Doch jetzt erst mal auf Anfang:

door knockers of Antigua – Türklopfer in Antigua

Zwischen den Jahren sind wir zusammen mit Rita und Uli über die Grenze „gemacht“. Wir mussten uns und Ewald zunächst in Belize „abmelden“ und eine Ausreisegebühr bezahlen und sind dann an der gut besuchten Einreise nach Guatemala herzlich empfangen worden. Alles erscheint ein wenig chaotisch und unsortiert und doch hat alles System und es läuft erstaunlich geschmeidig. Ein nette Dame von der Touristen Information behält uns im Auge und achtet peinlich genau darauf, dass sich keiner vordrängelt. Denn drängeln können die Guatemalteken gut – sie sind so klein und so freundlich, doch drängeln scheint ein Volkssport zu sein. Nach 2 Stunden an der Grenze sind wir in Guatemala, ausgestattet mit 3 Monaten Visum und glücklicherweise darf auch Ewald 3 Monate bleiben. 

Wir sind früh dran und erkunden direkt die Grenzstadt Melchor de Mencos und kaufen ein wenig ein. Wir beschließen noch den kurzen Weg bis zu der Maya Stätte Yaxha (gesprochen: Jasch-Ha) zu fahren, die ersten 30 km laufen auch fantastisch, die nächsten 14 km sind jedoch zäh, holprig, steil und super matschig. Am Visitor Center erfahren wir, dass es in den letzten Tagen soviel geregnet hat, dass die beiden Seen (Laguna Sacnab und Laguna de Yaxha) übergelaufen sind und wir unseren Campingplatz gar nicht erreichen können. Wir dürfen jedoch direkt auf dem Gelände der kleinen Militärkaserne bleiben und auch deren Duschen nutzen – auch schon wieder lustig. Abends treffen wir Luis, einen Busfahrer, der zusammen mit dem Guide Escobar Sonnenuntergangstouren zu den Maya Ruinen organisiert. Wir vereinbaren per Handschlag eine Tour für den nächsten Tag. Bis dahin genießen wir die Umgebung hier mitten im Dschungel und den damit verbundenen Geräuschen. Die Brüllaffen sind allgegenwärtig und die Vögel erscheinen überaus mitteilungsbedürftig.

Am nächsten Tag finden wir Nachmittags schnell Luis und Escobar und wir werden direkt aufs Boot nach Yaxha bugsiert. Die Gruppe ist recht groß und wir fühlen uns mittlerweile etwas „Maya-müde“. Doch ist auch diese Anlage wieder beeindruckend und neben den diversen Tempeln und Ballsportanlagen ist der heutige Höhepunkt der sogenannte Sonnentempel. Wir müssen einige Stufen bis ganz nach oben bewältigen und oben befindet sich eine große Terrasse, von der aus bestimmt 300 Menschen (IRRE!) den Sonnenuntergang über dem See beobachten. Wir müssen zugeben, der Sonnenuntergang ist sehr schön und das Wetter einfach perfekt. Aber ist es nicht irgendwie witzig, wie so ein täglich stattfindendes Ereignis jedermann (also auch uns) TOTAL fasziniert? Wir hatten auf jeden Fall einen sehr sehr schönen Tag – und als wir schon im Ewald sind, kommt tatsächlich nochmal Luis vorbei, um zu schauen, ob wir wohlbehalten mit dem Boot zurückgekommen sind. Reizend!

Der nächste Programmpunkt lautet TIKAL, ja – schon wieder eine Maya Stätte. Aber wir wollen und können an dieser riesigen und wohl überaus bedeutenden Stätte nicht einfach vorbei fahren. Und zum Glück sind wir hergekommen. Tikal schafft es direkt auf Platz 1 unserer Lieblings-Maya-Stätten. Die Maya ließen sich bereits 700 v. Chr. hier nieder und etwa 200 v. Chr. entstanden die ersten komplexen Gebäude. Vor 2.000 Jahren wurde die Gran Plaza gebaut und die Blütezeit der Maya hier war etwa im 6. Jahrhundert mit etwa 100.000 Einwohnern. Die Maya galten hier als mächtig und sehr kriegerisch. Der Niedergang, mysteriös wie immer, begann etwa um 900 n. Chr.. 

Mitten im Urwald stehen zahlreiche, unglaublich steilwandige bis zu 40 m hohe Tempel. Wir sind bereits um 6 Uhr morgens, es ist dunkel und neblig, in der Anlage unterwegs und die mystische Stimmung, verbunden mit dem Gebrüll der Brüllaffen, haut uns Vier schier vom Hocker. Du gehst durch den dichten Dschungel und überall tun sich Gebäude auf. Es ist grossartig die riesige Anlage ganz für uns zu haben und wir können fast alle Tempel und Pyramiden besteigen und so das Spektakel aus den verschiedensten Blickwinkeln erleben. Nach 4 Stunden und über 10 km Marsch scheint die Sonne und die Anlage füllt sich. Die Stimmung bleibt trotz der einsetzenden Menschenmassen freundlich und angenehm entspannt – jedoch wird es immer heißer und wir freuen uns später bei unserem Palapa im Schatten zu sitzen.

Wir fahren über meist gute Straßen weiter nach Santa Elena. Wir erwähnen den Straßenzustand, da wir dachten, dass die Straßen hier in Guatemala wesentlich schlechter seien. Wir sind also meist positiv überrascht, wenn natürlich auch die Straßen in Teilabschnitten mit Schlaglöchern übersäht sind. Manchmal ist der komplette Asphalt verschwunden oder es tun sich RIESIGE Löcher auf, in die ganze Autos verschwinden könnten. Meist sind die Löcher aber perfekt mit Palmwedeln gekennzeichnet 😆. Die Topes heißen hier Tumulos und sind zum Glück nicht ganz so zahlreich wie in Mexiko. Also im Großen und Ganzen alles prima. Ach so, wir dürfen nicht vergessen, die Steilheit so mancher Straße zu erwähnen. Es wird am Berg mit Kurven und Serpentinen gegeizt und so kann es schon mal vorkommen, dass wir im zweiten oder ersten Gang hoch und runter (!) kriechen.

Wir bleiben 2 Tage und Nächte in der Nähe von Flores und erkunden die zauberhafte kleine Insel im Lago Peten Itza ausführlich. Die super touristische Insel ist mit einem künstlichen Damm mit dem Festland verbunden und wir können direkt in der Nähe übernachten. Die Nacht ist laut und wir beschließen die andere Seite des Sees zu erkunden. Die Straße dorthin ist nicht wirklich lustig und wir finden nur wenig Platz zum parken, doch die Aussicht ist fantastisch.

Wir beschließen Sylvester in einem nahegelegenen Naturpark zu verbringen. Wir kaufen noch ordentlich ein und finden tatsächlich auch Käsefondue – unsere Sylvester Tradition ist auch dieses Jahr wieder gerettet. Wir Vier sind die einzigen Campinggäste im Ixpanjul Park und die Atmosphäre mit den vielen Affen, Eseln, Ziegen, Gänsen, Ameisen etc. ist entspannt und (bis auf das Gebrülle) ruhig. Wir bleiben mehrere Tage hier, verbringen eine Silvesternacht mit viel Musik und Tanz und verabschieden uns Anfang Januar tränenreich von Rita und Ulli. Wir hatten eine großartige Zeit zusammen.

Nun fahren wir weiter südlich und nach einer Übernachtung in der Nähe von Poptun erreichen wir Rio Dulce. Die Stadt Rio Dulce liegt am gleichnamigen Fluss im Osten des Landes, der den größten See Guatemalas, den See Izabal, mit der Karibikküste verbindet. Es ist ein überraschend kleiner Ort, alles quetscht sich um die eine Durchfahrtstraße, es ist laut und die Abgase der vielen LKW sind heftig – doch irgendwie gefällt uns die Atmosphäre. Wir stellen uns die erste Nacht in den Yachthafen mit verfügbaren Stellplätzen für Camper. Hier gibt es einen wunderbaren Pool und heiße Duschen, doch die Nacht ist durch die Nähe zur Brücke, über die sich 24 Stunden unendlich viele LKWs bewegen, nicht geruhsam. Wir ziehen daher in den Nachbarort San Felipe, auf einen wunderschönen Platz, um. Hier ist es VIEL ruhiger.

Wir erkunden das Castillo de San Felipe. Diese Mini-Burg wurde 1652 von den Spaniern errichtet und sollte (mit mittelmäßigem Erfolg) vor englischen Piraten schützen. Die Burg ist mit ihren winzigen Räumen und den total verwinkelten Gängen und Treppen spannend zu erkunden. Per WhatsApp verabreden wir uns in spanisch für einen Bootsausflug nach Livingston am nächsten Tag.

Wie immer klappt alles perfekt, Manuel erwartet uns an seinem Boot und schon legen wir los. Die Bootsfahrt geht über den großen See und durch enge Canyons und die 40 km verfliegen sprichwörtlich wie im Flug. Manuel hält öfter an und zeigt uns jede Menge Leguane und alle möglichen Vögel. Auch erklärt er uns einiges zu der Umgebung. Sollte jemand mal einen guten und umsichtigen Kapitän in Rio Dulce brauchen – wir empfehlen Manuel sehr gerne weiter.

Und dann sind wir in LIVINGSTON. Wir haben eigentlich ausschließlich schlechte Dinge über diesen Ort gehört. Wir sind jedoch echt begeistert. Keine Ahnung an was es liegt, das perfekte Wetter, die chillige karibische Atmosphäre, die guten Getränke, die coolen Menschen, der kulturelle Mischmasch …? Wir fühlen uns wohl, es ist natürlich etwas abgerockt aber das Morbide mögen wir ja. Und nun noch etwas zur wirklich interessanten Geschichte von Livingston: In 1635 haben die Spanier „Sklaven“ aus Nigeria geholt und zwei dieser Schiffe mit Sklaven sind vor St. Vincent in der Karibik gesunken. Die Überlebenden haben sich mit den Inselbewohnern „vermischt“ und so ist das Volk der sogenannten Garifuna (Afro-Carib) entstanden. In 1797 deportierten die Briten die Garifuna nach Roatan und in 1802 sind etwa 150 von ihnen zunächst nach Belize und dann nach Livingston ausgewandert und haben dort ihre Heimat gefunden. Während wir in Belize überall im Land Garifunas begegnet sind, sind sie hier in Guatemala scheinbar nur in Livingston anzutreffen. Wir erfahren, dass die Garifuna oft diskriminiert werden (Apartheid lässt grüßen) und viele Mythen, Gerüchte und Voodoo Geschichten umranken dieses Volk.

Nach wunderbaren Tagen in San Felipe fahren wir am nördlichen Ufer des Izabal Sees weiter und finden einen Übernachtungsplatz an der Finca el Paraiso. Das besondere hier sind die nahe gelegenen heißen Wasserfälle. Wir gehen die etwa 3 km bis zur Cascada Caliente und stellen uns laaaaaaaaange in den heißen Wasserfall. Die Füße im kalten Wasser des Flusses und der heiße „Massagestrahl“ von oben – einfach herrlich. Am nächsten Morgen laufen wir gleich wieder früh hier her und haben diese ganze wunderschöne und naturbelassene Gegend für uns. Diesmal haben wir keine Kamera dabei, jedoch haben sich die mystischen und einmaligen Eindrücke für immer in unser Hirn eingebrannt. 

Der Regen holt uns ein und nachdem es jetzt so aussieht, als ob es heute und morgen nicht aufhört, fahren wir weiter. Es geht durch Rio Dulce, wo wir noch mal ordentlich einkaufen, bis nach Quirigua. Ja, echt jetzt, schon wieder eine Maya Stätte. Aber sie ist ziemlich klein und soll doch besonders sein. Inmitten von riesigen Bananenplantagen liegt diese kleine Anlage, die mit ihren Stelen, Altaren und Zoomorphen heraussticht. Dank der gut erhaltenen Inschriften konnte die Historie hier recht gut rekonstruiert werden. Die Besiedlung durch die Maya begann in etwa um 200 v. Chr., der Bau der Akropolis 350 Jahre später. Die Blütezeit der Stadt Quirigua begann ab 700 n. Chr. mit dem Bau der imposanten Prachtbauten, bis es um das Jahr 850 zu der völligen Einstellung aller Bauarbeiten kam. Die imposanten Stelen von Quirigua zählen zu den eindrucksvollsten des frühzeitlichen Amerikas. Der größte Steinblock, aus dem eine Stele besteht, misst eine Höhe von über 10 Metern bei einem Gewicht von mehr als 60 Tonnen. Jede Stele ist aufwendig aus einem monolithischen Steinblock geschnitten worden. Sie zählen auch heute noch zu den am besten erhaltenen Skulpturen in der gesamten Maya-Kultur. Die kunstvoll verzierten freistehenden Pfeiler dienten als Markierungen oder Grabsteine. Auf ihnen sind Szenen aus dem Alltag der damaligen Bevölkerung sehr detailgetreu wiedergegeben. Auf anderen Steinblöcken sind mythologische Tiere abgebildet. Wir sind wieder mal sehr beeindruckt.

Wir fahren weiter bis in die Nähe der Stadt Zacapa, im Bundesstaat Zacapa gelegen. Bisher waren wir von der Sauberkeit im Land ziemlich angetan. Natürlich sieht man hier und da am Straßenrand Müllablagerungen, doch war es bisher im Großen und Ganzen besser als in Mexiko. Doch jetzt, in dieser nicht sehr touristischen Gegend sind am Straßenrand quasi nonstop Müllberge zu sehen. Das ist schon ziemlich eklig. Wir finden jedoch, nach einigen Umwegen eine Farm, die kleine und größere Becken mit Thermalwasser hat. Wir parken quasi zwischen den Kühen und gehen uns herrlich einweichen. Von hier aus lassen sich nun auch die Berge erahnen. Die Nacht ist sehr ruhig und am nächsten Tag weichen wir uns noch einmal ausgiebig ein, ehe es weitergeht.

Ewald muss nun ordentlich in die Berge klettern, doch meistert er das wie gewohnt mit Bravour und tatsächlich überholen wir einige noch langsamere LKW. Wir übernachten an einem Ausflugslokal „Angel“ und genießen nicht nur leckere Frappucinos und Kuchen sondern auch die herrliche Aussicht.

Wir entscheiden uns, die Stadt Coban anzusehen. Sie ist ein bedeutendes landwirtschaftliches Zentrum. So gilt Cobán als Guatemalas wichtigste Kaffeeanbauregion und als weltweit wichtigster Exporteur von Kardamom. Vom späten 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg kolonisierten überwiegend deutsche Kaffeebauern in Alta Verapaz (das hiesige Departement), und wurde so zu einer Exklave europäischer Kultur in Guatemala. Im zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen, oft Nationalsozialisten, auf Druck der USA, enteignet und des Landes verwiesen. Coban wurde nie „erobert“, vielmehr konvertierte der Führer der als kriegerisch geltenden K´ekchi Maya, Juan Matalbatz, freiwillig zum Christentum und verbündete sich mit den Dominikanern. Bis heute sind die dominierenden Sprachen in Alta Verapaz K’ekchi und Pocomchí und nicht das Spanische. 

Wir übernachten in dem Nationalpark Las Victorias, der direkt in der Stadt gelegen ist und uns eine wundervolle Oase der Ruhe bietet. Wir erkunden die Stadt, erklimmen mehrfach die über 1.000 Stufen zur Kirche El Calvario und sind von der Mixtur aus Tradition und Moderne total fasziniert. 

Zunächst erkunden wir ein wenig das winkelige und steile Örtchen und sind aufgrund der großen Müllmengen ein wenig entsetzt. Der Ort ist gerammelt voll mit Bewohnern aus den umliegenden Bergdörfern und heute werden offensichtlich Hilfsgüter, zumeist Säcke weise Mais, verteilt. Die Schlange der Wartenden ist lang, und leider lassen die Menschen einfach die Verpackungen von dem ganzen Schrott, den sie konsumieren (Cola, Süßigkeiten, Chips …) einfach fallen. Oft sitzen die Familien sprichwörtlich in ihrem eigenen Müll. Es scheint sie überhaupt nicht zu stören und wieder mal merken wir, wie unterschiedlich unsere Kulturen sind. Nicht zu vergessen die riesigen Diskrepanzen in unseren Verständnissen, während wir uns Gedanken um Müll, die Klimakrise usw. machen, sind das hier quasi Fremdworte und/oder einfach nicht bekannt oder wichtig. 

Am nächsten Tag wandern wir, durch den nun gereinigten Ort – überall wird noch gekehrt. Es geht knackige 12 Kilometer steil bergauf und bergab zu den Semuc Champey, was auf Deutsch so viel wie „dort, wo das Wasser sich versteckt“ bedeutet. Wir kommen durch kleinste Dörfer und sehen, dass überall auf dem Boden Kakaobohnen getrocknet werden, die Hunde und Katzen wälzen sich auch gerne mal darin herum. Lecker 😆! Nach 2,5 Stunden erreichen wir den wunderschönen Fluß und lechzen schon nach einem Bad. Doch zunächst steigen wir noch auf einen Aussichtspunkt und dann erst stürzen wir uns in das herrliche Nass. Semuc Champey ist seit 1999 ein guatemaltekisches Naturdenkmal und sie streben den Status des Weltkulturerbes an. Sie hätten es verdient, es ist natürlich touristisch, doch alles ist sehr naturbelassen und es werden keine großen Eingriffe in die Natur vorgenommen. Ein wenig Sorge bereitet uns der Ausbau der Straße hierher. Das könnte für mehr Touristenmassen sorgen – auf der anderen Seite, ist es echt abgelegen und unsere Sorgen sind nicht allzu groß.

Nach unserem herrlichen Bad und leckerem Picknick, fahren wir mit anderen Backpackern auf der Ladefläche eines Pickups sehr rasant wieder nach Lanquin. So rasant, dass Kasi seine Kappe verliert. Abends gehen wir in „unserem“ kleinen Hotel essen und genießen auch einen Kakao aus der hiesigen Gegend.

Nach wundervollen Tagen zieht es uns weiter Richtung Antigua Guatemala. Wir fahren wieder durch Coban und erreichen nach einer relativ entspannten Fahrt mit vielen Kurzhauber Sichtungen das reizende kleine Städtchen Tactic. Wir sind eher durch Zufall hier gelandet, und freuen uns am Sportplatz gut parken zu können, und noch mehr freuen wir uns, in einem so gänzlich reizenden, unverdorbenen Ort mit großartigen Bewohnern gelandet zu sein. Auch hier marschieren wir kreuz und quer und natürlich auch wieder zum höchsten Punkt. Hier an der Kirche Chi Ixim ist ein Fest im Gange und wir stürzen uns rein. In der Kirche, so erfahren wir, wird dem schwarzen Jesus gehuldigt. Interessant! Hier in der Gegend soll es den meisten Niederschlag von ganz Guatemala geben. Wir haben jedoch Glück – es ist sonnig und gut temperiert.

Es geht weiter über die Berge und wir machen bei „Angel“ eine Kaffee- und Kuchenpause. Frisch gestärkt fahren wir noch bis nach El Rancho und stellen uns dort für die Nacht zu einem Restaurant. Die Gegend ist staubig, heiß und trocken – und voller Müll. Es gefällt uns gar nicht, dahingegen gefällt uns das Restaurant umso besser. Super leckeres Essen, riesige Portionen und gute Erdbeer Margaritas. Was will unser Herz und Magen mehr?

Eigentlich wollten wir auch Guatemala City erkunden und wir hatten auch schon ausgekundschaftet, wo wir für die Nacht stehen könnten. Doch schon vor der Stadt fängt ein furchtbarer Stau an, der uns ziemlich nervt (so was hatten wir schon lange nicht mehr) und wir fahren durch Favelas und andere unschöne Gegenden und nachdem wir durch die Stadt etwa 4 Stunden gebraucht haben beschließen wir, noch weitere 30 km bis nach Antigua Guatemala in Angriff zu nehmen.

Das war eine vermutlich kluge Entscheidung, denn Antigua Guatemala ist einfach großartig – und zwar von der ersten Sekunde an. Wir stellen uns zum Vagamundo Camping und treffen hier neben Pat und Neil noch einige andere Overlander aus der Schweiz, USA, Deutschland und Frankreich. Wir genießen das Klima und lassen uns jeden Tag durch die Stadt treiben. Antigua ist zumeist schachbrettartig aufgebaut und es gibt unendlich viele kleine Gässchen und überall gibt es etwas zu entdecken. 

La Antigua Guatemala („Alt-Guatemala“, Kurzform Antigua) hat etwa 35.000 Einwohner und war von 1543 bis 1773 die Hauptstadt der spanischen Kolonien in Zentralamerika. Antigua befindet sich im zentralen Hochland Guatemalas und ist umgeben von den drei Vulkanen Agua, Acatenango und Fuego. Letzterer ist noch immer aktiv, weshalb sich fast jeden Tag kleine und größere Ausbrüche beobachten lassen. Auch wenn die Stadt 1773 durch ein schweres Erdbeben fast völlig zerstört wurde und die Hauptstadt danach ins heutige Guatemala City verlegt wurde, ist Antigua nach wie vor einer der bedeutendsten Orte in der Region. Die Stadt selbst, mit ihren bunten Häusern, beeindruckenden Kirchen, grünen Parks und schönen Straßenzügen, lockt viele einheimische und ausländische Besucher an. 1976 folgte ein weiteres Erdbeben. Noch heute sind zahlreiche Ruinen aus dieser Zeit vorhanden. Die Stadt wurde nie aufgegeben und im Jahr 1944 zum Denkmal von Guatemala erklärt. Seit 1965 gehört sie zum Kulturerbe Amerikas und seit 1979 zum Weltkulturerbe.

Wir haben eine gute und sehr anstrengende Laufrunde auf den nahe gelegenen Berg Santa Domingo gefunden und drücken wieder die Schulbank. Wir wollen gerne unser Spanisch verbessern und lassen uns von einer reizenden Lehrerin, die aber auch ganz schön streng sein kann, quälen. Der Unterricht findet in einem schönen Garten statt und mal sehen, wie lange wir durchhalten werden. Manchmal fühlen sich unsere Hirne schon recht matschig an. Wir feiern in fröhlicher Runde Kasis Geburtstag, gehen oft und gerne essen und Frappuccinos trinken und lassen es uns grundsätzlich gut gehen. Wir verwöhnen auch Ewald mal wieder ordentlich (Frühlingsputz innen und außen, abschmieren, optimieren …) und planen schon ein wenig unseren Sommer in den USA und Kanada. Es lässt sich mehr als gut hier aushalten und wir haben noch keinerlei „itchy feet“.

Wir werden mit Sicherheit noch einige Zeit in Antigua bleiben. Es stehen noch einige Punkte auf unserer imaginären Liste. Nicht zuletzt wollen wir ja auch noch auf den Acatenango steigen, um den aktiven Vulkan Fuego hautnah zu erleben. Doch dafür soll er nicht nur sehr aktiv sein, sondern auch das Wetter muss da oben perfekt sein. Wir warten einfach ab. Bis dahin wird es mit Sicherheit nicht langweilig. Von hier aus wollen wir an den Atitlan See fahren und wie immer werden wir euch auf dem Laufenden halten.

Bleibt gelassen, gesund und glücklich.

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