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Nun sitzen wir hier in der Nähe von Chetumal auf einem ganz schönen Campground und es fühlt sich fast ein wenig nach einem Overlander Treffen an. Wir haben hier Reisende aus Australien, Frankreich, England, Ungarn, Schweiz und natürlich aus Deutschland getroffen. Ist auch mal wieder lustig, sich mit anderen auszutauschen und unterschiedliche Reisearten zu erfahren. Wir hatten die letzten Wochen den einen oder anderen technischen Defekt und nun sind wir ganz froh, uns hier in Ruhe um einiges kümmern zu können, ehe die Reise nach Belize weitergeht. Doch nun erst mal wieder zurück nach Anfang November (kommt uns schon so lange her vor).

Nach unserem wunderbaren Tauchurlaub auf Cozumel haben wir in Playa del Carmen auf dem Parkplatz unseren wartenden braven Ewald wohlbehalten vorgefunden und schon waren wir wieder glücklich vereint. Wir fahren am gleichen Tag noch etwa 80 km bis zu der Cenote Choy Han. Hier auf der Halbinsel von Yucatan sind die Straßen meist ganz gut, nach mexikanischem Standard, und wir werden mit nicht ganz so vielen Topes gequält. Nach einer unglaublich ruhigen Nacht, schmeißen die Jungs bei der Cenote den Generator an und zeigen uns den Eingang zur Cenote. Warum Generator? Ja, die Cenote ist komplett unterirdisch und es ist stich dunkel, daher machen sie uns netterweise ein wenig Licht. Wie immer ist es super spannend eine neue Cenote zu erkunden – man weiß nie so genau was einen erwartet. Es gibt ja drei verschieden Arten von Cenoten: die komplett unterirdischen, die halb offenen bzw. mit Öffnungen nach oben und die komplett kollabierten bzw, offenen. Bei den offenen Cenoten spricht man auch von toten Cenoten. 

Wir steigen also über eine „Treppe“ in die Tiefe und sind überwältigt. Die Choy Han schafft es direkt auf unseren ersten Platz. So mystisch mit den Stalaktiten, Stalakmiten, Wurzeln und sogar Fischen. Wir schwimmen in dem unglaublich klaren frischen Wasser und es fühlt sich an, als würden wir in einer anderen Welt schweben. Einfach unglaublich und eigentlich gar nicht zu beschreiben. Und das unglaubliche ist, wir haben dieses natürliche Wunder ganz für uns.

Als nächstes fahren wir zur Cenote Xnuuk, wo wir super lieb von Andrea und Sebastian begrüßt werden. Die zwei sind vor einigen Jahren nach Mexico ausgewandert und haben sich hier ein kleines Paradies aufgebaut. Als erstes bekommen wir die unglaublich coole Cenote gezeigt. Über eine enge Wendeltreppe geht es 18 meter in die Tiefe und dann über eine Indiana Jones artige Hängebrücke weiter bis zur unterirdischen Xnuuk. Total irre! Wir genießen auch diese Cenote und bleiben ganze drei Nächte bei den beiden und werden mit frisch gebackenem Brot und Kuchen verwöhnt. 

Leider erleben wir hier auch die schreckliche Wahl in den USA und bekommen den Bruch der Ampelkoalition in Deutschland mit. Naja, das zweite hat sich ja angekündigt und das erste – wir legen dann mal für die nächsten Jahre den Mantel des Schweigens darüber. Der Name des zukünftigen Präsidenten darf in unserem „Haushalt“ nicht ausgesprochen werden. Die Vereinbarung gilt in unserer kompletten amerikanischen Familie. 

Ansonsten nutzen wir die Zeit um weiter klar Schiff in Ewald zu machen. Er bekommt eine ordentliche Rostbehandlung mit unserem Lieblings Öl „Ovatrol“, Karsten installiert unsere eigentlich mobile Klimaanlage fest und jetzt ist sie effizienter und wir haben kein Schlauchchaos mehr. Wir sind echt froh die Klimaanlage zu haben, denn noch immer ist es sehr heiß und vor allem irre schwül. 

Nach einer herzlichen Verabschiedung fühlen wir uns gerüstet mal wieder eine Stadt zu erkunden. Also geht es weiter nach Valladolid. Dort gibt es auch einen Campingplatz, nur wählen wir leider erst den falschen Eingang und bleiben quasi an einem Schild hängen. Es ist aber nix abgerissen und Sandie steigt aufs Dach, bekommt zum Glück noch Hilfe von einem Arbeiter und wir kommen wieder frei. Wir können uns hier am Strom anhängen und lassen nun die Klima 24 Stunden am Tag laufen. So lässt es sich aushalten.

Valladolid ist ein goldiges kleines Kolonialstädtchen, dass sich ganz prima zu Fuß erkunden lässt. Wir lassen uns treiben, beobachten eine Hochzeitsgesellschaft, trinken frisch gepresste O-Säfte und Mojitos und gehen einfach kreuz und quer durch die Stadt. Mitten in der Stadt ist eine Cenote, die als Freibad genutzt wird. Diese halb offene Cenote sieht auch sehr einladend aus, doch als wir hinkommen sind sie gerade am Schließen. Macht nix, am nächsten Tag fahren wir mit unseren Rädern etwas außerhalb und besuchen die zwei Cenoten X´Keken und Samula. Und obwohl es Wochenende ist und wir uns nicht weit von der Stadt befinden sind nicht allzuviele Gäste da und wieder genießen wir die Abkühlung in den zwei Cenoten sehr. Diese unterirdische magische Welt ist so unbeschreiblich … wir wissen, wir wiederholen uns. Aber man muss es einfach mal selbst erlebt haben. Und wir warten immer drauf, dass ein Alux (gesprochen Alusch) um die Ecke kommt. Die Alux sind, der Maya Legende nach, kleine Gnome, die meist unsichtbar sind. Sie können Chaos, Unheil aber auch Gutes bewirken. Kommt ganz drauf an, wie sie behandelt werden und was für eine Laune sie gerade haben. Wenn sie besonders schelmisch und ausgelassen sind, werden die etwa kniehohen Wesen sichtbar. Sie sollten immer gut behandelt und respektiert werden, auf jeden Fall muss man an sie glauben, ansonsten können sie viel Unheil verursachen. Noch haben wir keinen gesehen – aber wenn es doch passiert, werden wir auf jeden Fall davon berichten.

Nach unserem Städtetrip geht es weiter zu der wohl berühmtesten und mit am meist gesuchtesten Mayastätte Chichen Itza. Sandie zieht es nicht allzu sehr hin, doch handelt es sich um eins der sieben Weltwunder der Neuzeit und das sollte man doch mal besuchen … wenn es schon auf dem Weg liegt.

Wir finden Nachmittags einen prima Übernachtungsplatz ganz in der Nähe der Stätte und schauen uns schon mal den Eingangsbereich an. Danach gehen wir im nahe gelegenen Ort Pisté noch was essen. Die Restaurants sind ausgelegt auf Massentourismus, denn hier werden unendlich viele Busse aus der Gegend um Cancun heran gekarrt. Das Essen ist OK – doch leider bekommt es insbesondere Sandie gar nicht gut. 

Am nächsten Tag stehen wir früh auf und sind bereits vor 8 Uhr am Eingang. Die Schlange ist noch relativ kurz und als die Kassen öffnen, müssen wir nur kurz anstehen. Erstaunlich sind auch die Massen an Händlern, die zeitgleich in den Hintereingang hereinströmen. Hunderte von „fliegenden“ Händlern, die ALLE mehr oder weniger die selben Sachen verkaufen. Crazy – es ist manchmal schwer zu verstehen, wie die alle ihr Auskommen haben. Wir werden noch nicht bedrängt etwas zu kaufen, da alle während unseres Besuches noch mit dem Aufbau beschäftigt sind. Die Busse aus Cancun werden erst so ab 10 Uhr eintreffen, somit ist es mit den Menschenmassen noch einigermaßen auszuhalten. 

Chichen Itza, der Name bedeutet „Am Rande de Brunnens der Itza“ ist quasi am Rande und auf mehreren Cenoten erbaut. Erbaut und bewohnt wurde die Stätte zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert n. Chr., wobei die Blütezeit mit bis zu 50.000 Bewohnern in der Zeit vom 8. und 11. Jahrhundert war. Wie so oft, ist vieles der Geschichte offen, ungeklärt und mystisch. Zu sehen sind Pyramiden Bauten, Ballspielplätze, Tempel und Säulenhallen. Begeistert sind wir von der 1.000 Säulen Halle. Von der Halle ist nichts mehr zu sehen, doch die vielen akkuraten Säulen sind sehr beeindruckend. Die Hauptpyramide El Castillo, die Pyramide des Kukulcan (Schlangengottheit der Maya) soll etwa 875 entstanden sein. Wenn man im bestimmten Winkel davor in die Hände klatscht klingt der Hall wie der Quetzal Vogel. Sehr erstaunlich. Auch auf dem Ballspielplatz soll es einen jaguar ähnlichen Hall geben … ob das alles so gewollt war oder interpretiert wird sei dahingestellt. Sicher ist jedoch, dass die Maya ganz erstaunliche Baumeister waren und wir bestaunen, die etwas überrestaurierten, Gebäude. Im Endeffekt sind wir froh uns das Spektakel, wenn auch teilweise mit Bauchkrämpfen, angeschaut zu haben.

Zurück in Ewald wollen wir erst mal gemütlich frühstücken und müssen leider feststellen, dass unser Inverter nach 12 Jahren scheinbar seinen Geist aufgegeben hat. Davon geht natürlich nicht die Welt unter, da wir den Inverter für nicht all zu viele Sachen brauchen. Die nächsten Monate wird es dann halt keinen Kaffee aus der Siebträgermaschine geben, sondern „nur“ Presskaffee. Auch unsere elektrische Zahnbürste wird dann nicht mehr geladen aber eine neue USB ladbare ist schon mit Freunden (die auch unseren neuen Wasserhahn mitbringen) quasi auf dem Weg zu uns. Wir wollten gerne einen Ersatz Wechselrichter bei Votronic in Deutschland bestellen, mussten jedoch leider erfahren, dass sie Geräte für 24 Volt seid 2015 nicht mehr bauen. Sie und wir sind aber zuversichtlich, dass eine Reparatur nächstes Jahr während unseres nächsten Heimaturlaubes möglich sein sollte. Alles wird gut.

Es ist heiß und stickig und das geht insbesondere Karsten ein wenig auf den Senkel. Leider geht hier im Dschungel auch meist keinerlei Brise. Und der Weitblick fehlt … etwas genervt fahren wir mit Bauchkrämpfen und schwitzend zu einem kleinen Ecohotel. Benjamin der englische Betreiber begrüßt uns herzlich und wir fühlen uns mit dem großen Pool und Stromanschluss richtig wohl. Leider haben wir die Tage überhaupt keine Bilder gemacht – die Anlage war aber echt schön und wir haben uns sehr wohl bei Benjamin gefühlt.

Jetzt brauchen wir dringend mal wieder ein wenig Wind und auch einen Weitblick, daher geht es direkt an die Küste nördlich von Merida. Wir fahren an hunderten von Flamingos vorbei und wir freuen uns schon, die Tage Bilder von diesen rosaroten Wesen machen zu können. Die Hotels und Apartmenthäuser sind noch alle leer, da die Snowbirds erst ab Dezember hier eintreffen. So haben wir die Küste für uns alleine. Die nächsten Tage genießen wir unseren kleinen Strandurlaub und vor allem den Wind. Zum Rauschen des Meeres können wir auch herrlich schlafen.

Zu Fuß besuchen wir die kleine Maya Stätte XCambo. Wir sind glücklicherweise fast alleine in der kleinen Anlage und freuen uns insbesondere über die vielen Iguane. Die kleinen Anlagen gefallen uns meist besser als die großen. Sehr missfällt uns jedoch die christliche Kirche, die von den Spaniern einfach auf einen Maya Tempel gebaut wurde. Wir empfinden solche Sachen immer als unglaublich respektlos. Wieder ein Zeichen der Christen, wie sie andere Ansichten und andere Religionen unterdrücken und dominieren wollten und wollen. Nicht schön.

Wir bleiben einige Tage am Strand und laufen täglich viele Kilometer barfuss im Sand. Dann fühlen wir uns wieder gerüstet, uns zurück in den Dschungel zu stürzen. Merida umfahren wir großzügig, denn auf Großstadt haben wir gar keine Lust, und wir fahren mal wieder zu ein paar kühlen Cenoten. In der Nähe von Homun gibt es unendlich viele Cenoten und hier sind auch die Cenoten Mani Chan. Dort werden wir ganz lieb empfangen. Campen ist kein Problem, sie bieten auch Essen und Getränke an und die Cenoten sind der Hammer. Wir haben alles für uns und sind begeistert. Der eine unterirdische Pool ist direkt an unserem Übernachtungsplatz und zu dem anderen (sehr spektakulären) werden wir mit dem TukTuk gefahren. Einfach perfekt – die Cenoten werden wir schon auf unserer Weiterreise vermissen.

Die nächste Maya Stätte, die wir besuchen wollen ist Uxmal. Eine große aber wohl nicht ganz so überlaufene Stätte (zu weit von Cancun entfernt) – wir sind gespannt. Auf der Fahrt regnet es immer mal wieder heftig, das sind die Ausläufer von Sara. So wird Ewald hoffentlich vom Salz von der Küste befreit. Wir können auf dem Parkplatz direkt an der Anlage übernachten und besuchen noch das kleine Land Rover Museum. 

Am nächsten Morgen sind wir pünktlich kurz vor 8 Uhr am Eingang und mit uns wartet nur eine einzige Person. Fliegende Händler sind hier überhaupt nicht zu sehen und schon nach wenigen Schritten in die Anlage sind wir über alle Massen positiv beeindruckt. Die mystische Stimmung, die Einsamkeit, die Stille und die unglaubliche Architektur – das hatten wir so nicht erwartet und es haut uns schier um. Einfach großartig! Die Karstlandschaft von Puuc ist leicht hügelig und die Anlage bettet sich hier perfekt ein. Die Rundungen der Pyramide del Mago (Pyramide des Zauberers) sind einzigartig und der Gouverneurs Palast ist riesig. Die Architektur weist sowohl Ähnlichkeiten zu anderen Palastanlagen auf, verfügt aber auch über ganz eigene Stile. Besonders ist hier auch, dass tatsächlich Hieroglyphen gefunden wurden. Die Hochzeit von Uxmal (gesprochen Uschmal) war vom 9. bis zum 10. Jahrhundert n. Chr. und im 12. Jahrhundert war die  riesige Stadt komplett verlassen. Wir fragen uns immer wieder, wie ist das alles erbaut worden, wie haben die Maya gelebt und vor allem, was hat zum Untergang dieser Hochkultur geführt? Ähnlich spannend wie die wenig bekannte Geschichte der Minoer auf Kreta.

Die nächsten Tage fahren wir quer durch die Yucatan Halbinsel und übernachten in kleinen ärmlichen Orten mit unglaublich lieben Menschen. Wir sind einfach immer wieder begeistert über die Gastfreundlichkeit. Am Bacalar See springen wir direkt ins Wasser und verbringen eine ruhige Nacht.

Das nächste Ziel ist ein Campingplatz in Calderitas in der Nähe von Chetumal. Auf dem Weg gehen wir noch einkaufen und stellen auf dem Parkplatz fest, dass der Kühler leicht tropft. Wir beschließen, direkt eine Kühlerwerkstatt, die es hier zum Glück in der Nähe gibt, aufzusuchen, um den Kühler reparieren zu lassen. Als wir nach nur 2 km Weiterfahrt dort ankommen, leckt der Kühler mittlerweile aus vielen Stellen. Martinez, unser Kühlerfachmann, sagt, dass Löten wahrscheinlich nicht mehr wirklich hilft und er kann dafür keine Garantie geben. Natürlich können wir hier von Mercedes keinen Orginalkühler einfach so bestellen. Doch Martinez bietet an, einen neuen Kühler für Ewald zu bauen. Wir vereinbaren, übrigens alles in spanisch, den Kühler am nächsten Tag auszubauen und dann zu ihm zu bringen.

Der Campingplatz ist zum Glück nur gute 8 km entfernt und wir kommen wohlbehalten an. Zsolt und Emese begrüßen uns freudig und es sind noch andere Overlander aus England, Frankreich, Australien, Schweiz und natürlich aus Deutschland hier. Lustig. Am nächsten Morgen bauen wir gemeinsam den Kühler aus und Janet aus England fährt uns zur Werkstatt. Martinez meint, dass der neue Kühler auf jeden Fall morgen Nachmittag fertig ist. Das können wir noch gar nicht so recht glauben – wir lassen uns überraschen.

Am Abend grillen wir alle zusammen und es ist eine sehr gesellige, redselige und lustige Feier. Schön, andere Reisegeschichten zu hören und sich wieder mal auszutauschen. Wir sind ein ganz klein wenig wegen unseres Kühlers und ob alles klappen wird angespannt und da tut die Ablenkung ganz gut.

Am nächsten Tag ruft uns Martinez tatsächlich schon um die Mittagszeit an „El radiator es listo“ (der Kühler ist fertig). Unglaublich – Janet fährt uns wieder hin und glücklich nehmen wir unseren neuen Kühler in Empfang. Jetzt muss nur noch alles passen. Wenige Stunden später können wir vermelden, es passt. Wir fühlen uns erlöst und glücklich. Und könnt ihr euch vorstellen, eine Firma in Deutschland zu finden, die binnen 24 Stunden einen neuen Kühler baut?

Nun bleiben wir noch ein paar Tage hier und genießen den Pool, das Meer, die Leguane und natürlich die Gesellschaft. Dann werden wir demnächst nach Belize fahren und dort auch eine Woche von der Insel Caye Caulker aus tauchen. Wir freuen uns auf ein neues Land und wir werden euch wie immer auf dem Laufenden halten.

Bis dahin bleibt glücklich, gesund und gelassen.

 

 

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